How to camp in Mallorca!?


Wie versprochen - 

Hier ein kleiner Extrausflug nach Mallorca 😊

 

Es ist Mitten in der Nacht zum 22. Februar und wir warten seit Stunden, auf das Ablegen unserer Fähre.

 

Im kühlen Hafen von Valencia fühlen wir uns mit unserem Hoppi, gegenüber dem draussen hustenden Motorradfahrer, schwer im Vorteil. Mehrmals gehe ich zu ihm, oder lasse die Fahrerscheiben nach unten und frage, ob er vielleicht eine Tasse heissen Tee will. Wiederholt bedankt er sich lachend, verneint aber ☕️.

 

Von der Ewigkeit die wir mit Warterei um die Ohren schlagen, verbringen wir einen Grossteil damit, zuzuschauen wie die Fahrzeuge von der Fähre erstmal runterfahren. Dabei fällt uns auf, dass maximal ein Wohnmobil und ein kleiner T6 das Schiff verlassen und das, obwohl Campen das Lieblingshobby der Deutschen, und Mallorca das Mekka eben derer ist.

 

Wir tun das Fehlen weiterer Camper schnell mit der Jahreszeit ab, doch loslassen können wir es nicht so ganz 🤔. Und in Kombination mit zu viel Zeit, ist Grübeln nie das Richtige. So kommt es, dass wir über Google und andere Apps, versuchen herauszufinden, wohin wir bei der Ankunft als Erstes hinfahren könnten.

Zu unserer Überraschung braucht es keine vier Augen, um dafür die Übersicht zu behalten. Maps gibt uns für die Balearische Insel genau zwei mögliche Campingplätze an, und nach noch etwas mehr Recherche, handelt er sich hierbei, Jahreszeit sei Dank, dann auch schon nur noch um einen. 

 

Wäre es nicht schon stockfinster gewesen, hätte man genau sehen können, wie wir beide kreideweiss wurden. Und dabei fällt mir auch willkürlich ein, dass ich tatsächlich bei meinen vorherigen Besuchen auf Mallorca, selten bis nie, einen Camper auf der Insel gesehen habe.

 

Die ganze Situation schüchtert uns unerwartet ein, auch da eigentlich jeder weiss, je kleiner das gemietete Auto auf dem Eiland, desto einfacher die Fortbewegung. Ebenfalls mussten wir feststellen, dass es maximal eine Möglichkeit auf Malle gab, unseren Hoppi zu verpflegen, Wasser zu füllen, Wasser zu entleeren und die Chemietoilette erst 😅.

 

Wer sich ausserdem schon einmal auf einem Campingtrip in Spanien wieder gefunden hat weiss, wie unfair schwer es ist, hier eine Gasflasche zu bekommen. Unsere Gasflasche die wir noch aus Portugal dabei hatten, war noch circa halbvoll und die Erinnerung daran, liess mich augenblicklich das Wetter abfragen - Was uns dann finalmente den Boden unter den Füssen wegzog.

Die Voraussagen waren deutlich, und mit dicken, fetten Artikelüberschriften wie : 'Polartief auf Mallorca erwartet', entzogen sie uns noch den Rest der verbliebenen Gesichtsfarbe.

 

Die Fähre zurück würde erst in vier Wochen gehen, und bis dahin mussten wir, falls wir je ankommen sollten, unbedingt herausfinden, wie und wo wir dort überleben werden. 

Here we Go! - Mit drei Stunden Verspätung und einer Million Zweifel, verliessen wir nun endlich den sicheren Hafen in Valencia 🛥. Unsere Aussenkabine war für diese Nacht der einzige Höhepunkt und die Schwimmhilfe, an die wir uns im nervösen Schlaf, klammerten. 

 

Viel zu schnell machte sich der Morgen an Deck wieder breit und respektvoll sahen wir der Insel, von der Reling aus entgegen. Unser erstes Ziel sollte ein provisorischer Parkplatz sein, welcher uns nur für ein paar Stunden beherbergen sollte.

 

Gut versteckt stehen da noch ein, zwei andere Camper. Wir überlegen nicht viel, parken und verziehen uns sofort ab ins Bett. Zwei Stunden später finden wir uns mausbein alleine vor und der dichte Nebel draussen, hüllt uns in eine Unheimlichkeit, die unsere allgemeine Stimmung gerade nur schwer erträgt. An dem Morgen waren wir scheinbar hundemüde und zu blind, um zu registrieren, dass wir in einem gigantischen Nest von Eichenprozessionspinnlern gelandet waren 🐛. Über und über voll mit den giftigen Raupen, hingen gewobene Nester an den Bäumen, waren sie in Gruppen zu Fuss auf dem Boden unterwegs und lagen sie überfahren, zerquetscht auf der Strasse. 

 

Eichenprozessionsspinner: Was Sie über die giftigen Raupen wissen sollten - [GEO]

 

Passt also auf wo ihr campt oder wandert, die Raupen verziehen sich gerne in Pinienbäume und sind äusserst gefährlich. Vor allem mit dem berüchtigten Inselwind, verteilen sich ihre feinen Härchen unbemerkt und schnell!

 

In Windeseile lichten wir den Anker und versuchen einen neuen Platz zu finden. Über Park4Night finden wir einen geeigneten Stehplatz und bereits auf dem Weg dahin, müssen wir uns eingestehen, dass wir ganz dringen einen Plan brauchen. Anderenfalls sehen wir uns in diesem Moment noch sehr gezwungen die Unternehmung abzubrechen, und die Fähre zurück zum Festland, umzubuchen.

 

Noch an diesem Abend registriere ich uns beide auf Workaway und sehe in dieser Möglichkeit, vorerst unsere einzige Chance, die Wochen hier schlau zu nutzen und auch etwas Ruhe hinein zu bringen.

Schnell haben wir über die erwähnte Plattform ein Ehepaar gefunden, dass uns bei sich aufnimmt. Sie sind begeistert von der Idee, dass wir mit unserem Camper auf ihrem Land stehen können, sie uns Kost, Strom und Badezimmer zur Verfügung stellen, während wir einige Stunden am Tag für sie arbeiten.

 

Die Arbeiten gestalten sich kreativ und von Garten bis Garage, Reinigung und Kochen ist alles mit dabei. Darüber hinaus tut es gut, endlich wieder einmal etwas körperliches zu arbeiten.

 

Damit dass B&T uns bei sich aufgenommen haben, hatten sie unwissentlich viele unserer Probleme behoben. Das angekündigte Polartief für Mallorca liess nicht lange auf sich warten, und selbst, wenn unsere Gasreserven noch Unmengen gewesen wären, hätten sie uns dieser Tage nicht warm gehalten. Je südlicher wir in Europa kommen, um so höher die Wahrscheinlichkeit, einen grossen Anteil von Butangas in der Mischung zu bekommen.

Was für unsere Heizung dann nahezu bald Stillstand bedeutet. Da die Trumaheizung unseres Hoppis das Material nur in gasförmigem Zustand verwenden kann, ist eine Mindestaussentemperatur von +10° Grad nötig, um die Heizung am laufen zu halten. Sobald die Aussentemperatur darunterfällt, lässt sich die Heizung nicht mehr starten und ihr verfriert eeeelendiglich! Dazu kommt, wie schon erwähnt, das Problem in Spanien mit den Gasflaschen. Wir haben dazu bestimmt 50 Tutorials geschaut und alle möglichen, schlauen Tipps gelesen, die wir gefunden haben. Aber es läuft immer auf dasselbe hinaus - Wir bekommen keine Gasflasche ohne Vertrag, und den Vertrag gibt es nur, wenn ein Kontrollmensch vom jeweiligen Gasanbieter kommt, und den Anschluss auf Sicherheit kontrolliert. Doch, ohne feste Wohnadresse, keinen Festanschluss zu kontrollieren, und ohne alte Flasche, ganz sicher keine Neue. Also! - irgendwann, und ich bin der Meinung ich habe aussergewöhnlich viel Geduld bewiesen, können die Spanier mich in der Hinsicht dann zum Glück mal!

 

Obwohl die Vorhersage für die Insel klar war, trauten wir unseren Augen nicht recht, als Frau Holle es bei +2.5° Grad, leihnentuchgrosse Schneeflocken, vom Himmel schütten lässt. Die Mallorquiner sind beim besten Willen nicht auf die weisse Pracht vorbereitet und während wir den Luxus des Vorgartens und der Elektrizität aus dem Haus hatten, geriet die kleine Welt um uns herum, völlig aus den Fugen. Nicht nur riesige Strassenlöcher in der Hauptstadt, auch Evakuationen in der Tramuntana und blöde Autounfälle auf der ganzen Insel, waren die Folge. 

Wir staunten dann nicht schlecht, als am zweiten Schneetag in Folge, per Radio und TV alle dazu aufgerufen wurden, zu Hause zu bleiben :D

 

Die Heizung in der Finca von B&T lief auf Hochtouren und es gab tatsächlich auch eine Nacht, in der Regine das Gästebett im Haus nutzte.

Obwohl wir B&T's Badezimmer natürlich benutzen durften, haben wir nachts nicht ganz, auf unsere Toilette verzichtet. Daher kein Wunder, als diese auch mal geleert werden musste. Wir standen aber glücklicherweise auf der richtigen Seite der Insel, denn die einzige Versorgungsstation weit und breit, fanden wir innert 45 Minuten Autofahrt, in Manacor.

 

Auch wenn die Insel überschaubar ist, nahmen wir trotzdem das Navi zur Unterstützung. Und wie es dann so wollte, führte es uns direkt durch das Zentrum von Felanitx. In dem Augenblick in dem wir hineinfuhren, war es schon zu spät und wir bemerken sogleich, dass es keine einfache Sache wird. Die Strom- und Telefonleitungen hängen auf gefühlt 1.90 Meter und die Briefkästen auf der Fahrerseite, hätten von Lopez bis Schweinsteiger, alle bald meine sein können. An der Beifahrerseite hatten wir Hoppis Seitenspiegel längst eingeklappt, trotzdem war es realistisch, dass ich nachher davon 20 neue Stück hätte haben können. 

 

Ich versuchte meinem Hirn zu erklären, nicht zu viel zu denken, denn je mehr ich versuche mich zu konzentrieren, umso beengender fühlte es sich an. Als dann der 99jährige Opa, mit Gehstock und Hörgerät in der Mitte der Strasse mutig vor mir steht und mir lächelnd und auf Spanisch zuruft, dass es platztechnisch absolut kein Problem sei :D, lenkte mich das etwas von der Nervosität ab.

 

Phuuuuu - Felanitx also hinter uns gelassen, sahen wir natürlich schnell, dass es auch ganz gut noch einen Weg, um das kleinen Städtchens gegeben hätte. Blödes Maps.

 

In Manacor angekommen, ist die Tankstelle die uns weiterhilft, unverkennbar beschriftet. Der junge Mann der hier an der Theke arbeitet ist überaus nett, zuvorkommend und ist gerne bereit uns zu helfen - falls nötig. 

Auch als wir ein paar Tage später wieder hier stehen, ist er nicht verwundert. Ich denke ihm ist bewusst, dass seine Versorgungsstelle hier, weit und breit die Einzige ist.

Wer schon einmal auf Mallorca etwas herumgekommen ist, weiss das die Westküste genauso sehenswert ist, wie alle anderen. Von Andratx, Banyalbufar, über Valldemossa nach Soller, führt eine traumhafte Strasse durch das Tramuntana Gebirge. 

 

Die Strassen sind allerdings so schmal, dass ich euch nicht anraten würde, hier mit dem Camper durch zu wollen. Ebenfalls teilt man sich diese schon ab anfangs März, mit Wanderern, Tagestouristen und den berüchtigten Radfahrern. Es ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Daher, mietet euch für einen Tag ein kleines Auto, wenn ihr diese Seite richtig geniessen wollt.

Nun, alles in Allem - Wenn ihr bereit seid, während dem Camperurlaub, nochmals etwas mehr zurückzustecken, Kreativität zu beweisen und auch damit leben könnt, mal zwei, drei Tage nicht zu duschen, dann ist Malle wie immer eine Reise wert.

 

Seid euch aber bewusst, dass diese am besten in der Nebensaison stattfinden sollte. Wenn die Insel vollbepackt, mit Touristen aller Art ist, dann ist da nicht auch noch Platz für die Wohnmobile. Eigentlich gilt auch hier ein 'Wildcampingverbot', was allerdings nie ein Problem darstellte. Die paar Stellplätze die wir über Park4Night hatten, waren ausnahmslos alles Parkplätze aber wir können uns nur zu gut vorstellen, wie zugefahren diese in der Saison sind. Auch die Strassen der Insel sind in dem extremen Saisonverkehr, beinahe nicht befahrbar mit dem Camper.

 

Versucht nicht mit dem Camper, wie klein er auch sein mag, in die MiniStädtchen hinein zu fahren - Es endet meist im Desaster und zum Gelächter der Einheimischen. Nehmt euch für einen Marktbesuch, lieber einen gut zufahrbaren Parkplatz, und geht dann ein paar Schritte mehr als gewohnt.

 

Seid bereit mit den Gasreserven. Geht nicht davon aus, in Spanien allgemein, eine Gasflasche zu bekommen. Es sei denn, ihr wollt dieses Abenteuer unbedingt! 😉

 

Benutzt die regionalen Agromarts und kleinen Stadtmärkte für euren Einkauf. Packt ein StandUpPaddle mit ein!

Seid beispielhaft und nehmt auch da jedes mal etwas mehr Müll mit, als ihr mitbrachtet.

 

Wir selbst waren richtig froh, dass wir auf diesem Weg neue Freunde ins Herz schliessen durften und wissen das Glück zu schätzen, ihnen begegnet zu sein. Die vier Wochen auf Mallorca waren so um Einiges unbeschwerter und als die Fähre nun einen Monat später ablegt, sind wir froh, uns Ende Februar, an Bord getraut zu haben.

 

y después... ¡a disfrutar! ;)