Nordwesten Portugals, Südspanien, Mallorca
4. Februar - Cabo da Roca, Portugal
Wisst ihr, wenn ich an so einen Februar zu Hause in der kalten Schweiz denke, dann erinnere ich mich daran, dass es mir da schon mittlerweile schwerfiel, Motivation für den winterlichen Alltag zu finden. Die kalten und vor allem grauen Tage, hängen einem am Gemüt und alles was vorher schon scheisse war, ist jetzt langsam aber sicher wirklich problematisch, darüber reden will man schon gar nicht mehr ☁️☁️.
Ich glaube tatsächlich, dass der Valentinstag nur dazu in den Februar gepackt wurde, damit die Leute mindestens etwas haben, worüber sie sich freuen können. Die Beziehungsmenschen unter uns zumindest - die anderen zehren von der Fasnacht und den 50% Preisabschlag auf die Schokoladenprodukte, nach dem Valentinstag. That's it!
Und dann sitze ich hier im Führerhaus unseres Campers, die Sonne scheint mir auf die Füsse und um 18.00 Uhr trage ich immer noch die Sonnenbrille, wobei ich denke - Wieso habe ich das nicht schon viel früher gemacht?!
Nachdem wir Lissabon verlassen hatten, haben wir uns der Küste entlang, auf den Weg nach Norden gemacht. Ab der Hauptstadt bis nach ganz oben links, haben wir auf der App diverse Stellplätze gesichtet. Und alles was wir nach drei Tagen 'Stadtleben' wollten war, wieder etwas das sich nach Meer, nicht nach Autobahn anhörte.
Wenige Kilometer nach der Landeshauptstadt schlich sich, weit oben, ein Leuchtturm in unser Blickfeld. Obwohl wir auch gerne am Strand geblieben wären, zog uns der Aussichtspunkt magisch an. Kein Wunder wie wir herausfanden! Die tiefen 140 Meter über Meer, gelten als touristischen Anziehungspunkt, über die Landesgrenze hinaus.
Dieser dennoch sehr unscheinbare Ort, markiert mit seinen Koordinaten, den westlichsten Punkt des Festlands von Europa 🌊.
Wir hatten Glück, dass der kleine Stellplatz kurz vor dem Leuchtturm noch frei war und parkierten unser HopON, langsam aber sicher, ungewöhnlich routiniert.
Sonnenauf- und untergänge ziehen Regine übersinnlich stark an 😉. Daher war es auch kein Wunder, dass wir die nächsten paar Tage da verbrachten. Der Stellplatz ist ohne wenn und aber zu empfehlen - Die Aussicht ist prägend und unvergesslich!
Von diesem Platz aus sind übrigens auch alle möglichen Ausflüge machbar - Ob wandern, schwimmen, biken, die Umgebung von Sintra erkunden, oder einen Besuch im verwunschenen Schloss Quinta da Regaleira.
Der Abschied von Cabo da Roca fiel uns einigermassen schwer. Eigentlich wie immer 😄
Man ist gespannt, was da noch kommt und irgendwie die Wehmut, das kleine bisschen ausgesuchtes zu Hause, schon wieder verlassen zu müssen.
Naja, und ich will ehrlich sein, wir müssen euch gestehen, dass an diesem Tag nur das Wetter unfehlbar war.
Unsere Stimmung und das gegenseitige Verständnis stand auf der Kippe, seit wir uns 'Guten Morgen' gesagt hatten.
Mehr oder Weniger, und nach einer kurzen Fehde, rissen wir uns aber zusammen, und machten uns auf den Weg, zu besagtem, verwunschenem Schloss 🏰. Man könnte meinen, eine dermassen touristische Ortschaft sei relativ gut erschlossen. Was für eine Möglichkeit gäbe es sonst, all die asiatischen Touristen, in kürzester Zeit da hoch zu schaffen? Also nahmen wir den ganzen Mut an diesem Morgen und den ganzen Frust, von dem sich gut noch etwas erübrigen liess und versuchten mit dem HopOnHopOff, einen PP, so nahe als möglich der Sehenswürdigkeit zu finden.
Unser Navi versteht sich anscheinen nur auf Autogrösse Fiat 500 und so kam es, dass wir mit sonst schon einigermassen angespannten Nerven, in einer unüberwindbaren Sackgasse, in mitten aller Gaffer landeten.
Wisst ihr - ich glaube eigentlich, dass sowas immer zum richtigen Zeitpunkt geschieht.
Wir hatten uns die ganze Fahrt dahin angeschwiegen und nun war es nicht möglich, ohne miteinander zu reden, aus der Situation heraus zu kommen.
Unser alleinige Dank aber gilt hier, dem Bauarbeiter vor Ort, der sich gentlemanlike für uns ins Zeug geworfen hat.
Trotz aller Stimmen und Lacher um uns herum, liess er es sich mit seiner Rohrzange nicht nehmen, uns zu helfen!
Ohne ihn, und ohne die Abmontage der fix verankerten Verkehrsführung, ständen wir heute noch in der Einbahnstrasse! Shit happens!
Habt ihr gewusst, wie laut der Atlantik sein kann, wenn er wütend ist 😱?
Die letzten Tage haben wir anschliessend in Silveira auf einer Klippe verbracht und ich überlege mir ernsthaft, wie Leute, die hier aufwachsen, jemals wo anders leben könnten. Für mich ist der Lärm des Wassers ebenso gewöhnungsbedürftig, wie beruhigend. Und genau darum, kann ich mir nicht vorstellen, wie die Einheimischen hier, jemals ohne diese Beruhigung leben könnten.
Dieser Stellplatz von Park4Night (nein, es ist keine bezahlte Werbung!) verdient definitiv eine extra Markierung, in meinem Google Maps. Wir sind am Mittwoch hier angekommen und es war weit und breit kein anderes Wohnmobil zu sehen, was uns erst etwas verunsicherte. Allerdings lag der Platz doch etwas abgelegen und Regine war nicht mehr weg zu bringen, von dem aufkommenden Abendrot. So entschieden wir uns, es doch zu riskieren.
Wisst ihr, ich bin dabei mich in Portugal zu verlieben und drei Tage nach unserer Ankunft, muss ich euch gestehen, dass dieser Ort es mir besonders angetan hat. Das Gebiet hier ist nicht so vorzeigefähig und anständig touristisch wie Benagil und seine Umgebung, die ich ebenfalls sehr mochte. Die Strände von Santa Cruz ziehen mich mit ihrer Weite, der mystischen Einsamkeit, der scheinbar unbändigen, wilden Art so etwas von an, dass ich das Gefühl habe, mich darin spiegeln zu können. Der salzige Wind reisst mir an den Haaren und ich spüre den Drang, mein Surfboard auszupacken und mich in die Wellen zu stürzen, obwohl ich keine Ahnung davon habe!
Keine Sekunde fühle ich mich unwohl hier -
Bereits nach drei Tagen wird in mir der Wunsch gross und grösser, hier nicht so schnell wieder weg zu gehen!
Mit jedem Tag der das Wochenende näher bringt, steht ein Wohnmobil mehr hier und trotzdem fühlen wir uns noch immer nicht eingesperrt. Und was wir ebenfalls bemerken, jeder einzelne der Camper, ist mit einer portugiesischen Autonummer beschriftet - Das wird doch was für diesen Ort hier heissen, oder?!
I am in Love!
9. Februar
Schweren Herzens haben wir uns am 4. Februar von Silveira losgerissen und setzten unsere Reise, Richtung Norden fort.
Wir sind nun fünf Tage 'freigestanden' und unsere Wäsche staut sich langsam aber sicher an, ich würde eine richtige Dusche zur Abwechslung begrüssen und auch die WomoBatterie bräuchte wieder mal etwas Unterstützung aus einem Stromkasten.
Die Aufbruchsstimmung führt uns nicht sehr weit diesen Tag und wir entscheiden, in Peniche, auf einem sehr einfachen Stellplatz, Halt zu machen. Hier haben wir zwar wirklich nur die Grundausrüstung für einen Stellplatz und wir kommen uns nach den unvergesslichen Tagen vor, wie in einer grauen Zelle, trotzdem, es ist günstig und genau das was wir für diesen Tag benötigen 🧺🚿.
Unser Wäscheberg ist verhältnismässig riesig, dennoch würgen wir im Waschsalon, alles zusammen in eine 18kg Maschine hinein 😅.
45 Minuten später wird alles zusammen getumblert und der unangenehme Teil ist beinahe geschafft. Wir haben entschieden, dass wir diesen Tag auch gleich als Putz- und Aufräumtag nutzen (muss auch mal sein). Und so krempeln währen der Wäsche, unser HopOnHopOff komplett um.
Alles was wir mittlerweile glauben nicht zu gebrauchen, wird nach hinten in die Garage verfrachtet. Die beiden Fahrrähder haben dringend ein Date mit dem Hochdruckreiniger nötig und nachdem wir alle Teppiche rausgeschmissen hatten, konnte Regine endlich mit ihrem heissgeliebten Handstaubsauger, die überschaubare Runde drehen.
Am 5. Februar reisen wir weiter und landen mit Liebe auf den ersten Blick, in São Martinho do Porto. Obwohl wir auf der Suche nach einem einfachen Platz waren, gab es hier nicht viel Angebot.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir damit, die vielfältige Umgebung des Ortes zu erkunden. Von Dünen, über Naturschutzgebiet, die wunderschöne Bucht, bis hinauf auf die Klippen, liegt hier alles drin🕊.
Ich könnte mich daran gewöhnen, jeden Morgen auf dem scheinbar unendlichen Steg joggen zu gehen, auch wenn der heimtükische Wind mir dabei, durch Mark & Bein geht 🥶🌬.
Nazaré - 7. & 8. Februar
Wie viele von euch bestimmt wissen, ist die Westküste von Portugal im Winter, ein weltberühmtes Surfmekka 🏄♀️.
An der ganze Küste wimmelt es nur so von Surfschulen und alles was den winterlichen Tourismus ausmacht, ist auf diese Sparte ausgelegt. Das Ganze fängt bereits ganz unten in Sagres an und zieht sich hoch bis zur bekannten Stadt, Porto.
Am weitaus bekanntesten ist der Ort Nazaré. Warum? Das habe ich mich auch gefragt, und genau das wollte ich sehen!
Wenn wir auf Google 'Nazarè', oder 'Praia de Norte' als Suchbegriff eingeben, dann werden wir vom Internet direkt huntertfach überhäuft, von immer ein und demselben Bild.
Dieses ist nur Eines der wiederkehrenden Ausführung. Hier wurde überaus eindrücklich festgehalten, wie der Surfer McNamara, 2013 seinen eigenen Weltrekord brach. Auf einer sogenannten Monsterwelle, wie sie nur anhand diverser, übereistimmender Gegebenheiten vorkommen kann, reitet er ins Guinnessbuch der Rekorde.
Auf jedem anderen Bild auf Google, finden wir ebenfalls den bekannten Leuchtturm und dahinter, immer, eine gewaltige Welle, die droht den Aussichtspunk mit sich in die Tiefe zu reissen 🌊!
Aber wie entstehen diese Monsterwellen überhaupt? Und warum genau in Nazaré?
Glaubt mir, wenn ihr davor steht und das zu Gesicht bekommt - dann wollt ihr das ganz genau wissen. Ausserdem wird es uns einfach gemacht - Im Aufbau zum Leuchtturm, befindet sich ein kleines Museum, dass dies und die Surfgeschichte zum Ort, ganz genau erklärt.
Als erstes und wichtigstes, aussergewöhnliches Merkmal, bringt die Natur vor Praia de Norte, einen Unterwassercanyon mit sich, wie er einmalig auf der Welt ist.
Der Canyon ist über 5km tief, und circa 230km lang. Ganz einfach erklärt, können sich durch diese Tiefe, auf diese Länge, Wellen über Wellen stapeln, die dann kurz vor der Küste, immer noch unter Wasser, gezwungen werden, sich auf eine Seite zu brechen, und durch diese Überlappung, sich zu einer Monsterwelle auftürmen.
Natürlich ist es mit den Gegebenheiten des Canyons alleine nicht getan. Auch Wetter, Tiefdruckgebiete und Wind spielen mit.
Im Jahr entstehen auf der ganzen Welt circa zehn, gemessene Monsterwellen. Eine Monsterwelle ist bis zu dreimal so hoch wie eine normal grosse Welle und genau so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist.
Die sogenannten Monsterwellen können bis zu 40 Meter hoch, 500.000 Tonnen (!!! 😱What???) schwer und 80km/h schnell werden.
Und so, wenn sich all diese Gegebenheiten vor der Küste von Portugal treffen, ist die Chance da, eine solche Welle zu erwischen.
Vom 15. November 22, bis zum 31. März 23 findet in Nazaré die Tow Surf Challenge statt, und wir waren da 😍.
Wie entstehen Monsterwellen? - W wie Wissen - ARD | Das Erste
Wie immer seit wir losgefahren sind, ist das Wetter vorbildlich schön und für unsere Verhältnisse, angenehm warm.
Uns ist schon bei der Ankunft klar, dass wir anhand dieser Voraussetzungen, keine Monsterwelle zu Gesicht bekommen werden,
aber egal ☀️.
Wir machen uns trotzdem zu Fuss, auf zum bekannten Leuchtturm von Nazaré. Wie ihr euch vorstellen könnt, waren wir nicht die Einzigen und somit brauchte es auch kein Navi, um den vielbesuchten Ort zu finden.
Wir schlendern etwas durch das hübsche Dorf auf dem Gipfel und lassen uns auf dem Weg von der Aussicht überwältigen 🛶.
Quasi an der Startlinie zu besagtem Strand hinunter, stehen in kleinen, sehr wahrscheinlich unbeweglichen FoodTrucks, einheimische Bars und Minirestaurants, welche einem mehr mit ihrem Charme, als dem wirklichen Durst locken.
Wie sich herausstellen wird, wird uns einer dieser FoodTrucks später noch zum Gin-Tonic-Verhängnis🍹😉.
Von Weitem schon, hören wir die Wellen an die Küste knallen und alleine bei dem tosenden Geräusch, wird mir schon Angst & Bange! Je näher wir dem Aussichtspunkt kommen, umso mehr nimmt mich der Anblick restlos ein.
Es ist, als stände ich vor einem Feuer, unübersichtlichen Ausmasses.
Die Flammen übernehmen jeden meiner Gedanken und ich fühle mich wie hypnotisiert.
Auf dem Meer draussen sehe ich zwei Surfer, die von ihren JetSkis immer wieder auf ausgewählte Wellen gezogen werden.
Erst bin ich etwas enttäuscht und denke, dass es nicht ganz das ist, was ich erwartet habe.
Je länger ich dann aber dastehe und mich auf die Kunst einlasse, fällt mit die überragend vertraute Zusammenarbeit, von Surfer und Jetski auf.
Es ist, als ob die beiden untrennbar wären und während sich in meinem Kopf, Gedanken zur Fitness, der Surfer überschlagen, denke ich gleichzeitig daran, dass die Reiter der JetSkis, mindestens genauso kaputt sein müssen, nach einer Stunde im Wasser.
Es ist unverkennbar, dass die einzige Aufgabe des JetSki-Reiters, das Leben und Überleben, seines Surfers ist.
Bei der Überlegung, wem auf diesem Planeten ich diese Aufgabe für mich als Surfer zutrauen würde, kommt mir genau ein Mensch in den Sinn. Ich glaube, dass die Paare immer aus Leuten bestehen, die sich schon ein halbes Leben lang kennen und zwischen denen uneingeschränktes Vertrauen besteht!
An dem Tag lassen wir uns von den eher 'kleinen' Wellen bezaubern und verbringen den ganzen Nachmittag, als Zuschauer am Strand. Auf dem Heimweg zu unserem Hoppi, lassen wir uns zu einem Zwischenstopp hinreissen, für einen weiteren, unvergesslichen Sonnenuntergang - begleitet von einem ebenso unvergesslichen GinTonic, der uns um acht Uhr bereits im Bett liegen lässt 😋.
Die lange Nacht haben wir gut, auf einem Parkplatz eines Schulhauses, überstanden. Ein ungewöhnliches Phänomen lässt uns beide um 9 Uhr aufwachen und wir registrieren, dass das leise Klopfen auf unser Wohnmobildach, nur von Regen stammen kann 🌧.
Noch im Bett liegend, öffne ich den Dunkelmacher des Dachfensters und konfrontiere mich, mit den zahlreichen grauen Wolken am Himmel.
An keinem anderen Tag hätten wir uns so darüber gefreut, denn über den vorbeifahrenden Verkehr hinweg, hören wir noch etwas ganz anderes in der Ferne 🌊.
Wir lassen uns nicht lange Zeit, essen etwas kleines zum Frühstück, und machen uns auf den Weg, zu einem kleinen Parkplatz, direkt am Strand. Kurz ein Pullover und eine Windstoppjacke über, den Fotoapparat mit dem grossen Objektiv um den Hals und los geht's 📷.
Schon beim Aussteigen merkt man, dass die Bedingungen heute, nicht vergleichbar sind mit gestern. Die Wellen sehen vom Parkplatz aus schon übergigantisch aus und meine Augen suchen in dem weissen Schaum, die waghalsigen Sportler.
Am Strand unten angekommen gibt es für meinen Fotoapparat kein Halten mehr und durch das grosse Objektiv hindurch, gelingt es mir, in den riesen Wellen (welche noch lange keine Monsterwellen sind 😅!), den ein oder anderen lebensmüden Surfer, auszumachen. Heute werden die Surfer nicht nur von ihren JetSkis überwacht, sondern können ebenfalls auf die Zuverlässigkeit, diverser Drohnen zählen.
Ich glaube an dem Strand zu sitzen, denn Wellen zuzuhören, den Surfern zuzusehen, Fotos davon zu machen, den Wind zu spüren, die salzige Luft auf den Lippen - Damit könnte ich jede Minute meines Lebens verbringen, ohne dass mir dabei langweilig werden würde.
Der Anblick, die ganzen Gegebenheiten an diesem Tag, haben mich umfassend in ihren Bann gezogen und es fällt mir extrem schwer, mich davon loszureissen, damit wir uns langsam aber sicher, auf den Weg nach Porto machen können.
12. Februar
Losgerissen von der Kraft des Wassers, fuhren wir in Richtung Porto. Manchmal, nach einer gewissen Zeit der ruhigen Kugel, fühlt es sich dann ganz richtig an, wieder etwas in die Nähe einer Stadt zu kommen.
Die Region um Porto herum, ist vor allem berühmt für den Portwein. Von jedem geliebt, trotzdem eher selten getrunken.
Porto selbst ist bei den Touristen noch nicht zu lange bekannt. Erst seit 2013 auch die Billigairlines die Stadt ins Sortiment aufnahmen, zieht es immer mehr Leute an.
Mit dem Camper nach Porto zu fahren ist allerdings nicht gerade die beste Idee 😅 - Kurz vor dem Nervenzusammenbruch, nach diversen, immerhin wunderschönen, allenfalls auch erwähnenswerten, kleinen, engen Gassen, fanden wir dann endlich den einen von zwei Campingplätzen, welche die Stadt zu bieten hat.
Auf dem Weg zum Camping Orbitur, wie viele der Plätze in Portugal übrigens heissen, durchqueren wir aber nicht nur ältere, schmale Gassen, sondern auch beeindruckende, neugeschaffene Stadtteile. Wo auch immer die Stadt hier vor ein paar Jahren jeweils aufhörte, geht es mit bauen von neuen Komplexen, Häusern und Quartieren weiter, als gäbe es kein Morgen.
Heute haben wir uns ein Abendessen auswärts verdient und so machen wir uns auf den Weg, in die Altstadt. Wir brauchen nicht lange, uns für ein Restaurant und eine Flasche Wein zu entscheiden und lassen es uns gutgehen.
Den zweiten und letzten Tag in Porto verbringen wir ausschliesslich mit flanieren und shoppen. Die Innenstadt von Porto ist meiner Meinung nach sehr herzlich, überschaubar und sympathisch.
Es strahlt eine Wärme aus, wie ich sie von einem Ort, namens Porto, in dieser geographischen Lage mir ausmalen will.
Und doch versucht der neutouristische Mittelpunkt, mit allem was er hat, zu den Grossen zu gehören. Man spürt welcher Teil der Stadt am Fluss authentisch ist und die Parts, welche innert kürzester Zeit aus dem Boden gestampft wurden, fühlen sich gezwungen und noch fremd an.
Der Zufall und Vitamin B ergeben, dass wir uns nach den Tagen in Porto, auf nach Braga machen dürfen/können/wollen.
Eine meiner Mutter bekannte Reiseleiterin, Luisa, die früher in Porto arbeitete, hat uns eingeladen zu einer Stadtführung.
Nachdem wir mittlerweile seit eineinhalb Monaten, sozusagen kopflos in der Gegend herumirren, tut uns so ein bisschen Führung vielleicht ganz gut 😄.
Wir treffen Luisa auf dem Parkplatz, auf dem wir ebenfalls übernachten werden und machen uns, nach einer warmen Begrüssung, auf den Weg. Braga ist eine Stadt reich an religiöser Geschichte. Ein grosser Teil dieser Geschichte, trägt der Wallfahrtsort, Bom Jesus in sich.
Mit der kleinen Standseilbahn, fahren wir die wenigen Meter hoch, zum Heiligtum der Stadt. Wie auch schon an sehr vielen andern Orten vorher, lassen die Touristen hier momentan noch zu wünschen übrig. Luisa erzählt uns, dass die Saison erst anfangs/mitte März wieder startet und so haben wir die ganze Sehenswürdigkeit, für uns alleine.
Sehr schnell baue ich Luisa gegenüber einen riesen Respekt auf. Wir lernen nicht nur mit jeder Jahres-, Besucher-, oder Einwohnerzahl, alles über die Stadt. Auch die Gesichte des Ortes an sich, verpackt sie uns in genau der richtigen Dose, mit allem was für uns interessant sein könnte. Ausserdem beherrscht sie diverse Sprachen, ist Bauingenieurin und das alles, mit einer kompetenter, zurückhaltender Ausstrahlung, die sie einem ins Herz schliessen und sie bewundernswert am Boden bleiben lässt.
Nachdem wir in Bom Jesus beinahe jeden Stein umgedreht, unsere Sünden bereut und unsere Sinne geschärft haben, machen wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum.
Auch der Kern von Braga lässt an nichts zu wünschen übrig. Die Gebäude teils im spätgotischen, teils im manuelistischen Stil erbaut, nehmen einem mit, auf eine Reise durch Geschichte und Aberglaube.
Bei Kaffee und Kuchen lassen wir Braga ausklingen und ich versuche zu verbergen, dass mein Hirn raucht, wie es schon Wochen nicht mehr geraucht hat. Allerdings, und da bin ich mir einige Tage danach noch sicherer, habe ich das Gefühl, selten bei einer Stadtführung so viel aufgesogen zu haben. Nicht nur weil mein Kopf allmählich völlig frei von Ballast war, sondern auch, weil es Spass gemacht hat, Luisas aufrichtiger Faszination für diese Stadt zu zu hören!
Danke Luisa!
Wein, Wein - ich brauche Wein! 😄
Und wo ginge das besser und einfacher, als im ältesten Weinbaugebiet der Welt?
Unsere Weiterfahrt führt uns über eine perfekt ausgebaute Autobahn, über gewaltige Viadukte, bergauf, bergrunder, ins atemberaubende Dourotal - Direkt unter eine Brücke in Pinhão 😉. Wer sollte hier nicht mit dem Camper stehen wollen?!
Alleine die Anfahrt aus Braga hierhin, war spektakulär. Diese Aussicht an einem sonnigen Tag, ist nicht zu toppen!
Ab Sabrosa nimmt uns das Navi ab der Autobahn und führt uns über Land, durch die kleinen Dörfer. Teils mit prächtigen Villen, jeder Rebberg angeschrieben mit Namen, teils mit kleineren Quintas, deren Bauern jeweils nur wenige Hektaren Boden besitzen. Eine herrliche Mischung aus neu und älter. Die Weinbauterrassen übernehmen hier gut 80% der Landwirtschaft. Die anderen zwanzig, gehören den Fruchtbäumen wie, Orangen- und Zitronen-, aber vor allem, Olivenbäumen.
Die Einwohner hier lieben, wie wir schnell lernen, zwei Dinge - Wein 🍇 und Olivenöl. Davon leben sie mit einem Stück gutem Brot, das ganze Jahr. Wie ich finde, die perfekt ausgewogene Ernährung!
Praktisch und einfach schlagen wir unter der benannten Brücke unser Lager auf und lassen uns nicht zweimal auf ein Glas Wein bitten. Schnell sitzen wir im nächsten Restaurant und kosten, von der Aussicht, über Wein und Käse, alles aus, was es zu bieten hat.
Für den Tag danach hat uns Luisa eine Weindegustation, auf dem berühmten Sandeman Weingut reserviert.
Wir starten also ab Pinhao mit dem Fahrrad und haben einen riesen Spass, uns durch die Weinberge, rauf und runter, tragen zu lassen. Um 12 Uhr pünktlich, stehen wir bei Sandeman an der Rezeption und hier - Lerne ich schon die nächste, extrem bemerkenswerte Frau kennen.
Manuela führt uns über das Weingut, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Sie erzählt von Rebsorten und Arbeitsschritten, von Maschinen und Degustationen. Warum, Wieso, Wie - Von Zahlen, Güteklassen und Besonderheiten.
Ich war nie der grosse Portweintrinker aber heute lasse ich mich einfach überzeugen - Von Manuela, von der Geschichte, vom Anblick, dem Moment, der Möglichkeit und weil Sonntag ist 🍷.
Ich werde definitiv in Zukunft eher öfters mal zur Portweinflasche greifen.
15. Februar
Ausversehen auf den Tag genau, haben wir nun vier Wochen in Portugal verbracht. :D
Ab dem Welcome Point an der Algarve, hat uns Portugal in allerlei Hinsichten überzeugt! Wir haben beste Speisen und Getränke verzerrt, haben die freundlichsten, zuvorkommendsten Gastgeber, Verkäufer und Einheimischen getroffen. Atemberaubende Natur und Möglichkeiten für Mehr, wie aus dem Bilderbuch!
Die Perspektive für Portugalreisende ist endlos -
Ob Genuss-, Aktiv-, oder Familienurlaub, ob Städtetrip oder Camping. Es ist alles da - die Grundlagen für jedes Verlangen vorhanden.
Wir schauen zurück auf einen Monat traumhaften Starts und ein Land, dass uns mehr gezeigt und gegeben hat, als wir je erwartet hätten. Wildcampen ist in Portugal laut Gesetzt weiterhin verboten - allerdings will ich dazu sagen, dass wir mit Park4Night hier immer gut gefahren/geparkt sind. Ich denke jedoch auch, dass es nie ein Problem war, weil wir definitiv nicht in der Saison unterwegs waren, weil wir immer etwas mehr Müll mitgenommen haben, als das wir verursacht hatten (wird niemals ein Problem sein, leider -.-). Wenn ihr euch nicht sicher seid, dann fragt nach! Und doch kann man sagen, sie machen es den Campern hier einfach zu verstehen - die Einen hören und sehen nur schlechter als die Anderen.
Habt Respekt vor den Ansässigen, vor der Natur und erinnert euch daran, dass wir auch gerne Menschen in unserem Land haben, die sich an unsere Regeln halten - Dann können wir vielleicht auch weiterhin noch so um die Welt reisen, ohne das einem alles verboten wird.
back to Spain
Irgendwann ist dann auch gut Portugal, und wir wenden uns wieder Neuem zu 😉.
Wir haben uns dazu entschieden, wieder einmal eine weitere Strecke zurückzulegen und unser Ziel ist Ribadeo, in Nordspanien.
Fünf Stunden Autofahrt zerren dann doch an einem und ich muss dazu sagen, dass wir indes schon wieder vier Tage unterwegs waren, ohne Campingplatz. Hier noch einmal was das für meine Haare bedeutet: 💇♀️
Gut. Wir machen uns also auf nach Ribadeo und ich schwöre euch, ich freue mich sosehr auf die bevorstehende Dusche, dass ich die 400 Kilometer gerne auf mich nehme.
Die Landschaft bis nach Spanien ist auf fatale Weise, ebenso erwähnenswert, wie die Zitronenbaumalleen und die unsagbaren Küsten. Die starken Waldbrände von denen wir in der Schweiz immer nur Bilder im TV sehen, stehen hier unmittelbar vor jeder einzelnen Haustüre, und das Sommer für Sommer. Seit bestimmt einer Stunden fahren wir mit 110km/h und links wie rechts, begleitet uns abgebranntes, trostloses Land, dass immer wieder aufs Neue damit kämpft, nachzuwachsen.
In Ribadeo angekommen ist es bereits 17.30 Uhr, und einen Campingplatz haben wir noch keinen.
Die Spannung steigt! 🔥
Und doch entscheiden wir uns, erst noch einkaufen zu gehen, damit wir danach Ruhe haben können.
Den Einkauf erledigen wir relativ schnell und machen uns dann gleich weiter. Etwas ausserhalb soll ein Camping sein, der auf den Bildern einen ganz plausiblen Eindruck macht. Als wir da ankommen, ist allerdings keine Menschenseele zusehen und somit ist der Fall schnell klar.
Die Spannung steigt! 💣
Irgendwo zwischen dem unerbittlichen Kampf mit dem Internet und damit, mit aller Kraft Ruhe zu bewahren, zeigt sich auf dem Navibildschirm, ein zweites Campinghäuschen. Alles wieder zurück.
Die Spannung steigt! 😵💫
... ich traue es mich fast nicht dem Co-Piloten weiter zu geben aber, auch dieser Campingplatz hat geschlossen 🫣!
Die Spannung steigt! 🏃♀️🧨
Und bevor Regine die Fassung verliert, unseren Hoppi abfackelt und mich zum Teufel jagt, fahre ich mit Rückenwind auf einen Stellplatz, von dem wir an diesem Abend noch nicht mal mehr wahrnehmen, wie schön er eigentlich ist.
Noch eine Nach ohne zu duschen - 💇♀️
Luxusprobleme, aaaalllleees Luxusprobleme - von daher macht es auch nichts aus, wenn ich am nächsten Morgen noch nicht einmal mehr die Zähne putze 🐽! Ich will kein Frühstück und ich will auch keine Sekunde länger schlafen - Ich will eine Dusche, und vorher muss noch nicht mal die gute Laune etwas wollen 😤!
Wir fahren verhältnismässig früh an dem Morgen los.
Noch von unterwegs rufe ich den nächstgelegenen Campingplatz (112km!) an, und vergewissere mich auf Spanisch-Kauderwelsch, dass er auch da ist, offen hat, noch Plätze zu vergeben und eine heisse Dusche hat!? Hat er! 🥹
Und wir sind sowas von erleichtert, als wir dieses kleine Bijou am Meer finden, dass wir direkt für drei Nächte buchen. 😍
i Hola Perán !
20. Februar
Sì, Pourquoi y Obrigado ?! - Die Sprache Querfeldein liegt mir und egal wo wir auch gerade sind, irgendwie verständigt man sich immer 😅. Auch wenn ich mich ab und an in der falschen Sprache erwische, versuche ich doch, von jedem Land einige Worte mitzunehmen. Die Franzosen sprechen sowieso aus Trotz nur ihre eigene Sprache, die Portugiesen sind viel entgegenkommender wenn man das gebrochene, mehr als schlechte Spanisch auspackt, als wenn man Deutsch spricht. Und die Spanier verstehen zwar das Englisch, aber so richtig wollen sie erst, wenn sie feststellen müssen, dass ich ihre Sprache komplett in den Abgrund reisse, wenn sie mir nicht auf halbem Wege entgegenkommen. Bilingual - kann ich 😁.
Nachdem wir den Campingplatz in Perán für Dusche, Wäsche und 'Erhohlung' gut genützt haben, sind wir weiter nach Santander gezogen. Vor einiger Zeit habe ich auf der Ferieninsel Mallorca mit einem Mann zusammengearbeitet, der in Asturien aufgewachsen ist. Schon lange verfolgt er unsere Reise und als er mitbekommen hat, dass wir in seiner Heimatgegend unterwegs sind, hat er uns einen kleinen Geheimtipp mit auf den Weg gegeben.
Unter dem Namen Gulpiyuri finden wir auf Google Maps einen mystischen, noch ziemlich unbekannten Ort. Der Zielbutton richtet sich inmitten der Karte auf dem Festland ein, währen er zeitgleich behauptet, da einen Strand lokalisiert zu haben. Der Playa de Gulpiyuri ist sozusagen ein Binnenstrand, der vollumfänglich abhängig von Gezeiten ist. Der kleine Trichter liegt ungefähr 100 Meter von der Küste im Landesinneren und ist mit der kantabrischen See, nur unterirdisch verbunden. Durch die Flut generiert sich im Landesinnern ein kleiner Strand, der just circa 40 Meter lang und mittlerweile ein Naturdenkmal ist.
Unseren HopOn stellen wir an einem verlassenen Parkplatz ganz in der Nähe ab und sehen auf dem Navi, dass der geheimnisvolle Naturpool, nur etwa 15 Minuten zu Fuss entfernt ist. Mit Rucksack und Fotoapparat bewaffnet, machen wir uns also auf die Suche nach dem Denkmal. Irgendwie ein komisches Gefühl, einen Meeresstrand mitten im Landesinnern zu suchen 🌴. Ich komme mir vor wie auf Geisterjagd 👻!
Endlich angekommen lässt einem der Anblick sofort auf Wolke sieben schweben. Wie auf seinem eigenen Stückchen Himmel kommt man sich hier vor. Man will den kleinen Strand einpacken, mit zu sich nach Hause nehmen und für immer für sich alleine haben, so allerliebst ist er. Wie die Wellen des Atlantiks zieht mich der Anblick des abfallenden und steigenden Wassers auch hier in seinen Bann. Das kleine Naturwunder zum mitnehmen ist unbedingt sehenswert, und bis jetzt noch ein echter Geheimtipp 🤫.
Etwas später an diesem Tag kommen wir dann endlich in Santander an. Wir entscheiden uns für einen Stellplatz, wieder in der Nähe eines Leuchtturms. Damit haben wir unterwegs schon oft gute Erfahrungen und immer gute Aussichten gehabt.
Die Stadt selbst bietet hier nicht die Welt, da uns aber mittlerweile ein wenig die Decke auf den Kopf fällt, haben wir uns dazu entschieden, dem städtischen Hundeheim einen Besuch abzustatten und zu schauen, ob wir vielleicht ein paar Tage aushelfen können. Das Tierheim hat für Besucher aber nur samstags geöffnet und so verbringen wir den Freitag mit Faulenzen, lesen, Sport, einkaufen und schlafen 🥰.
Auf dem Weg ins Hundeheim am nächsten Morgen, ist es unmöglich den falschen Weg einzuschlagen. Wie bei einer Völkerwanderung auf die Arche Noah, kommen uns auf dem zwei Kilometer Fussweg, dermassen viele Leute mit Hunden entgegen, dass man meinen könnte, es gäbe hier keine andere Freizeitbeschäftigung. Ausserdem hören wir von Weitem schon die angeblich 300 Hunde durcheinander bellen. Vor dem Tierheim ist jede noch so kleine Ecke, als Autoparkplatz genützt. Von der fünfköpfigen Familie, bis zu ältere Damen und Herren, jeder steigt mit seiner eigenen Hundeleine aus dem Auto. Der Strom mit den Hundespaziergänger reisst nicht ab und als wir endlich die doppelte Türe zu dem Heim erreichen, erkennen wir, dass unsere Hilfe sehr wahrscheinlich überflüssig ist 🐕.
Anscheinend ist es Tradition, dass jeder aus der Stadt, eine Patenschaft für einen Hund übernommen hat. Es sind wirklich hunderte von Hunden und doch lässt mich das Gefühl hier beruhigt den Überblick behalten, weil man einfach merkt, dass es so viele Leute gibt, die sich um diese Tiere kümmern. Nach einem kurzen Gespräch mit dem einzig englischsprechenden Mitarbeiter, wird schnell klar, dass sie uns nicht brauchen. Trotzdem bekommen wir die Erlaubnis, uns noch etwas umzusehen und damit das Herz nicht in zwei bricht, versuchen wir uns damit zu beruhigen, dass es den Hunden hier drin, auch wenn es so viele sind, besser geht, als jenen die alleine draussen herumirren 🐶.
So, und da stehen wir nun wieder ohne etwas zu tun.
Freiheit - definieren wir mal Freiheit?! Mit wieviel Freiheit kann ich umgehen? Habe ich überhaupt den Mut für die Freiheit? Alleine zu entscheiden, Wie, Wann und Wo? Und vor allem Was?!
Unser nächstes Ziel ist Bordeaux, allerdings erst Ende März und dieser Termin ist fix, da wir dann hohen Besuch erwarten. Aber dazwischen liegen noch fünf Wochen. Und knappe 400 Kilometer, auf fünf Wochen, wenn dein Alltag das Fahren und Entdecken ist, ist zu viel 😉!
Keiner hat einen Tagesablauf für uns konstruiert, keine Arbeit, keine Behörden, keine Termine, keine Anhaltspunkte für einen Plan. Wir leben in den Tag hinein und eine Zeit lang mag das ja ganz schön, erholsam, angenehm und beneidenswert sein. Es bedeutet aber auch, dass wir jeden Tag, jede Minute den Elan mitbringen müssen, unser Leben selbst zu gestalten.
Und somit treffen wir, nach einem Down in Bilbao, endlich die Entscheidung -
In einer ganz neuen Form die Richtung zu wechseln.
To be continued .... 😉
23. Februar
ow i'm so in Love with you - for now until forever!
Mallorca ♥️
Also, unser Down hat sich nach einigen mühsamen Tagen in Rauch aufgelöst. Nachdem wir einstimmig beschlossen hatten, die Zeit bis Ende März nicht einfach abzusitzen, haben wir uns in den Camper gesetzt und sind zurück, Richtung Süden gefahren.
Ganze 600 Kilometer, sechs Stunden Autofahrt und einen Zwischenstopp in Saragossa, standen zwischen uns und der Entscheidung nach Mallorca abzuhauen.
Warum Mallorca? 🌴
Naja, ich will euch nicht enttäuschen - aber der Bierkönig ist es nicht! Auch die Wettervorhersage lässt zu wünschen übrig.
Es sind mehr so die Erinnerungen an eine Zeit hier, wie man sie nur erlebt, wenn man sich eine Zeit lang mit der Insel auseinandergesetzt hat. Ausserdem, zu wissen, dass momentan sehr wahrscheinlich kein anderer Touristen auf Malle sind, ist schon ganz schön 😊.
Wir machten uns also auf den Weg an diesem Morgen und hatten als Zwischenstopp bereits die Wüstenstadt Saragossa ausgewählt. Der Weg führt uns über das beeindruckende Hochplateau des Flusses Ebro, wo zwischen den Regionen La Rioja, dem Baskenland und Navarra, neben den Tempranillo noch viele andere, bekannte Rebsorten wachsen, aus denen weltberühmte Weine hervorgehen.
Die Autobahn bis nach Saragossa lässt einem in Mondlandschaft versinken und auf den 300 Kilometern, muss ich aufpassen, dass ich vor lauter geradeaus, nicht auf dem Lenkrad einschlafe 🤤😴.
Im Ort angekommen, stellt sich mir augenblicklich die Frage: 'Wer zu Hölle kam auf die Idee, hier den Grundstein für eine Stadt zu legen?'. Es ist Frühling und alle Farben die die Landschaft zum Vorschein bringt, sind verschiedene Grau- und mir ganz unbekannte Brauntöne. Es macht den Eindruck, als ob die Stadt gestern abgebrannt und heute Morgen aus der Asche gestampft wurde 🔥.
Ich hoffe wirklich ich tue der Hauptstadt von Aragonien unrecht und sie ist im Zentrum etwas weniger trostlos.
Dennoch, auf dem Campingplatz angekommen, macht es mich keine Sekunde an, hier länger zu bleiben, als für eine Nacht.
Dementsprechend bald machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, und nehmen die zweite Hälfte bis nach Valencia unter die Räder. Nach einem kurzen Einkauf und der irrwitzigen Kreisverkehrfahrt durch die gigantische Stadt, finden wir schlussendlich den richtigen Parkplatz am Hafen. Ein netter, junger Polizist hilft uns das Gate zu finden, und schon bald öffnete der Schalter zum FährenCheck-In.
Geplant war der Start der Überfahrt um 22.30 Uhr. Mittlerweile ist es 23.30 Uhr und wenn ich so aus der Fahrerkabine unseres HopOns schaue, dann bin ich froh, haben wir die Möglichkeit auf Heizung und Wolldecke! Draussen stehen Motorradfahrer, die ebenfalls seit Stunden auf die Verschiffung warten und mein Mitleid mit ihnen, wächst mit jeder Minute 🥶.
Um 00.45 Uhr!! hatten sie dann endlich all die gigantischen LKW's verfrachtet, von denen jeder rückwärts auf den Kahn gefahren werden musste! 🛳 Nach kurzer Zeit an Board hatten wir die Schlüssel für unsere Kabine und fielen sofort todmüde in unsere Betten - Leinen los!
Wake Up in Mallorca - Ach wie schön! 🤩
Aber ward ihr schon mal mit dem Camper auf Malle? 😂 Habt ihr vielleicht schon mal Wohnmobile auf dieser Insel gesehen?
Scheisse - ja, es kommt mir beinahe so vor, als ob das nur uns zwei in den Sinn kommt.
Nicht nur auf der Fähre war unser Hoppi das einzige Wohnmobil, ebenfalls haben wir, bereits angekommen wohlverstanden, dann herausgefunden, dass es auf der ganzen Insel, nur zwei Campingplätze gibt.
Und wie es so ist, Nachfrage macht den Preis. Dementsprechend kostet der alleinige, ja, wir sind mittlerweile nur noch bei einem der momentan geöffnet hat, ein Vermögen pro Nacht! Die haben sie nicht alle hier 😱!
Demnach brauchen wir dringen einen neuen Plan, aber erst müssen wir mal ein, zwei Stunden schlafen.
Um 7 Uhr sind wir ab der Fähre gefahren und die Qualität des Schlafens, hat zu wünschen übrig gelassen diese Nacht.
So sind wir also wieder bei Park4Night und fahren mit dem Navi zum nächstbesten Stellplatz, etwas ausserhalb von Palma.
Gut versteckt stehen da dann doch noch ein, zwei andere Camper. Wir überlegen nicht viel, parken und verziehen uns sofort ab ins Bett. Zwei Stunden später finden wir uns alleine vor und der dichte Nebel draussen, hüllt uns in Unheimlichkeit. Regine entscheidet sich für eine kurze Umgebungserkundung und während sie so mit der Kaffeetasse draussen rummarschiert, bemerke ich von der Tür aus schon, dass etwas nicht stimmt 🤔.
Langsam, scheinbar unauffällig schleicht sie zurück zum Camper und im Versuch mich nicht in Panik zu versetzten, zieht sie ihr Handy zu sich. Gefühlt keine 30 Sekunden später, liegt all unser Hab & Gut kreuz und quer im Camper. So schnell als möglich haben wir alles reingeschmissen, alles notdürftig verriegelt und währen die Panikattacke in mir hochkriecht, mir versucht die Luft zu rauben, machen wir uns auf die Flucht.
Ich schwöre euch, ich hätte keine Ahnung gehabt, hätte sie vielleicht sogar in einem Glas mit nach Hause genommen und ihnen Salat gegeben, bis sie zum Schmetterling werden, aber Regine hat es sofort gewusst.
Wir haben uns an diesem Standort in einem gigantischen Nest von Eichenprozessionspinnlern wieder gefunden 🐛.
Am Morgen waren wir scheinbar zu müde und blind es zu registrieren, aber nach der Erkennung war es mehr als offensichtlich!! -
Über und über voll mit den giftigen Raupen, hingen gewobene Nester an den Bäumen, waren sie in Gruppen zu Fuss auf dem Boden unterwegs und lagen sie überfahren auf der Strasse.
Eichenprozessionsspinner: Was Sie über die giftigen Raupen wissen sollten - [GEO]
Wir rasen im ersten Gang den Berg hoch und ich kann wahrnehmen, wie zwei Fahrzeuge der Guardia Civil an uns vorbeifahren, (jemand wird die Nester wohl gemeldet haben), während ich im anderen Augenwinkel zu spät bemerke, wie meine oben vergessene Kaffeetasse, Regine auf den Kopf fliegt, die ganze braune Flüssigkeit ihr über die Haare und das mittlerweile, nach Fassung ringendem Gesicht, läuft.
Hinterlistig über den Sitz, ihre Kleidung und den Rücken runter. Ich muss mich so etwas von zusammenreissen, aber ich weiss, momentan erträgt die hoch explosive Situation keinen Lacher 😱🤭 - die Spannung steigt!!
Stattdessen fahre ich so schnell als möglich rechts ran, und hole einen Lappen um das Missgeschick einigermassen in Ordnung zu bringen und gebe keinen Muggs von mir! 😇
Etwa eine Stunde später haben wir dann endlich einen Stellplatz gefunden -
wunderschön, weit und breit keine Raupen, keine Leute, etwas Sonne und endlich ein Bier - ohne König natürlich! 🍻👑
26. Februar
Manchmal da fällt es mir richtig schwer, euch was zu erzählen und alles was in Geschriebenem endet, muss ich mir erst aus den Fingern saugen. Heute aber liessen mich die Worte kaum einschlafen und ich glaube es ist wichtig, dass ihr auch darüber Bescheid wisst.
Beide sind wir auf der Insel mit einem Stein im Magen angekommen. Gelegentlich ist man sich überhaupt nicht sicher, ob alles was man tut auch durchdacht und richtig ist, oder die Entscheidung einfach nur blöd war.
Jeden Tag stehen wir auf und sehen uns mit Entscheidungen konfrontiert, die in erster Linie das Überleben sichern.
Ist da genug Wasser? Zum Duschen & zum Trinken. Haben wir Gas? Wird es kalt heute Nacht? Haben wir genug zu Essen? Benzin? Ist die Toilette noch brauchbar? Falls dies alles mit 'Ja' zu beantworten ist, haben wir bereits die Hälfte des Tages gerettet. Falls nicht, kann ich euch versprechen, dass wir, je nachdem was alles fehlt, mindestens den halben Tag nur dem nachrennen, was wir zum überleben brauchen. Nichts ist dauerhaft vorrätig und ich komme mir zuweilen vor, als würde ich mit Angel, Steinschleuder und Lendenschurz jeden Tag auf die Jagt gehen, wie anno dazumal. 🏹
Wenn das alles gemacht und organisiert ist, dann kommt auch schon die nächste Frage auf uns zu - Wir brauchen einen ruhigen, sicheren Platz für die Nacht, wo es erlaubt ist zu stehen und wir uns beide wohlfühlen. Dazu verbrauchen wir dann meistens die zweite Hälfte des Tages und ob ihr es glaubt oder nicht - das alles kann verdammt anstrengend und nach einiger Zeit auch ermüdend auf einem einwirken.
Nun kann man diese Aufgaben auf Mallorca sehen wie man will. Eigentlich einfach, da es nur eine Möglichkeit von Campingplatz gibt, oder aber, man ist nicht gewillt 50 Euro pro Nacht 💣 zu bezahlen (ich finde nämlich immer noch, das ist in keinster Weise gerechtfertigt!) und man sucht sich täglich aufs Neue, sein Stück Land.
In der Region Basel ist heute Fasnachtsbeginn und seit Wochen verfolgen wir am Rande die letzten Vorbereitungen zu Hause. Wir hören Geschichten über Kostüme, freie Tage, über Musik und die Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit 🎭. Lange als aktive Fasnächtlerin unterwegs, nimmt es mich ein wenig mit, dieses Mal definitiv nur Zaungast zu sein, und das auch noch von sehr weit entfernt.
Bereits morgens um 8 Uhr bekommen wir die ersten Fotos von zu Hause und ich versuche mich mit Arbeit etwas abzulenken.
Ausserdem gibt es Dinge, Umstände und Ereignisse zu Hause, die mich bedrücken, uns beschäftigen oder in Gedanken näher bei uns sind, als sie es sein sollten - We all got Demons 🖤. Allerdings müssen wir auch hier lernen, Abstand zu wahren und zu verstehen, akzeptieren, dass man nicht immer alles unter Kontrolle, geschweige denn auf seiner Seite haben kann. Es wird einem plötzlich bewusst, wie loslassen wirklich geht und für uns Kontrollfreaks made in Switzerland, ist dies denke ich, der Schritt, welcher am meisten Mut erfordert.
Da zum Glück aber das Internet nicht ausschliesslich Mist zum Vorschein bringt, gibt es neben den guten Dingen wie Netflix, der Deletefunktion für WhatsAppNachrichten, die Möglichkeit auf Onlinebewerbungen und geteilte Einkaufslisten, auch die Workawayplattform 🥰.
Regine und ich haben uns da schon länger registriert und im Versuch, etwas Beschäftigung zu finden, sind wir online Barbara über den Weg gelaufen. Die 57 jährige Holländerin lebt seit über 25 Jahren, mit ihrem Mann auf Mallorca. Sie besitzen eine riesige Finca, mit unendlich viel Land, in der Nähe von Santanyi. Nach einem Kennenlerngespräch am letzten Mittwoch, bei dem es sofort für alle gematcht hat, machten wir uns am Freitag also auf den Weg, zu den beiden nach Hause.
Wir verstehen uns alle vier auf Anhieb wunderbar und nach einem sehr warmen Willkommen, auch von ihrem Mann Toni, wird es uns umso mehr Freude machen, hier eine Weile zu sein.
Der Deal zwischen uns ist, dass wir mit dem Camper auf ihrem Grund hausen dürfen, und wir den beiden, gegen Kost & Logis, bei Arbeiten im Garten, ums Haus uuuuund - in der Garage helfen 😍🏎.
Durch das, dass wir Barbara und Toni gefunden haben, bleiben uns einige Sorgen für den Moment erspart. Es lenkt uns ab von zu Hause, wir haben einen Tagesablauf, etwas Arbeit, keinen Stress mit der Schlafplatzsuche und nach bald zwei Monaten unterwegs, endlich wieder eine schöne neue Bekanntschaft 😊.
28. Februar
Ergiebiger Schneefall ❄️ (jaaa!- Schneefall!) auf Mallorca:
Ach leckt mich doch 😂-
ich glaub ich fahr zum Bierkönig 👑🍻!