Tagebuch Juli 2023

ab Lidköping

4. Juli

  • ab Lidköping
  • Adventurefahrt mit Roger
  • mein erster grosser Fang

6. Juli

  • Stockholm

Im Mündungsgebiet des Mälär-Flusses in die Ostsee, liegt Stockholm 🇸🇪. Die Schwedische Hauptstadt mit ihrer rund einer Million Einwohner, zählt als die grösste in Skandinavien. Die Stadt ist vom Wasser geprägt. Ungefähr ein Drittel der Fläche liegt unter Wasser und die Flussarme und Kanäle, sind von einem UNESCO Weltkulturerbe gespickt. Die sogenannten Schäreninseln erstrecken sich über eine Fläche von 100 Kilometern und bestehen aus sage und schreibe 24.000 kleinen Inseln, die aus der Eiszeit hervorkamen. Sie befinden sich in ständiger Erhebung und während einige davon immer noch nur kleine Felsspitzen sind, entstanden mittlerweile auch bewohnte, grössere Inseln mit Begrünung.

 

Das ursprüngliche Zentrum der Skandinavischen Metropole entsprang im Stadtviertel Gamla Stan. Auf dieser einen der 14 Stadtinseln, finden sich die teils mittelalterlichen, schön dekorierten Häuser mit wunderbaren Fassaden. Die engen Gassen bieten viele Souvenirlädeli und kleine Cafe's, die allerdings platzeswegen, eher selten über eine Aussenterrasse verfügen.

 

Auch Museumsliebhaber kommen in Stockholm nicht zu kurz.

An der Shoppingmeile, der Drottninggatan, findet ihr ausserdem einen angesagten und spannenden Laden am anderen. Kleine Cafe's, leckere Bäckereien und hippe Bar's und Pup's säumen den Wegrand. Was ich überdies besonders toll finde, sind die vielen Second Hand Läden, die mich jedes Mal aufs Neue in Beschlag nehmen 🤩.

 

Ebenfalls wärmstens empfehlen kann ich die Barboote, am Strandvägen. Bei schönem Wetter ist das hier der perfekte Tag. Auf den Booten gibt es viele Aussensitzplätze, die mit Musik und feinen Drinks anlocken. Eine tolle Aussicht auf den Hafen gehört zum Standard mit dazu 🙌☀️⛴️.

 

2019 hatte ich bereits das Vergnügen mit der einladenden, für mich sehr heimeligen Stadt. Ich fühle mich einfach wohl hier und auch wenn es jeder anders sehen kann, empfehle ich doch einen Besuch der Landeshauptstadt, in welcher Modernität und Ursprung so wunderschön in einander übergehen.

 

Etwas ausserhalb des Zentrums finden wir einen Campingplatz, der es für die zwei Übernachtungen ganz gut tut. Mit der U-Bahn sind wir innert 20 Minuten im Kern. Wir geniessen die zwei Tage Stockholmer Zivilisation, bevor es weiter Richtung Norrtälje geht.


11. Juli

  • bei Ewa, Gunnar & Jonathan
  • Furusund

Die Schweden sind Meister im Recyclen! Das stell ich nicht nur anhand der zahllosen Recyclingmöglichkeiten und dem Pfand auf wirklich alles fest. Sondern auch Mobiliar und Kleidung wird hier gerne in den sogenannten Loppis, zu einem Spotpreis angepriesen. Überall auf unseren Wegen durch das Land steht alle paar Kilometer ein kreatives Schild, mit der Aufschrift Loppis, was so viel wie Flohmarkt bedeutet, am Strassenrand. Die teils in alten Scheunen, oder sogar Wohnhäusern populären Fundgruben, sind jedenfalls den ein oder anderen Besuch wert. So kann es durchaus sein, dass ihr neue Lieblingsstücke oder interessanten Trödel in den Antikmärkten findet. Und welche Reisesituation als die mit dem Wohnmobil gestaltet sich hierfür geeigneter? 😉👌

 

Manuela und Roger haben uns noch in Stockholm verlassen und sind bereits wieder zu Hause in der Schweiz. Auf den Weg in die Norrtälje machen wir uns, weil Regine da eine Bekannte hat.

 

Ewa ist eine Reiseleiterin, die mit ihrem Mann Gunnar und dem gemeinsamen Sohn Jonathan, in Schweden heimisch ist. Der Kontakt einer früheren Begegnung hat sich gut gehalten und so kommt es, dass wir die Drei für die nächsten paar Tage besuchen dürfen. Auf ihrem grossen Grundstück, dass in der Nähe von Ropnäs liegt, dürfen wir auch unseren Hoppi parken. Die Gastfreundschaft der kleinen Familie ist überwältigend. Schon in dem grösseren Ort Norrtälje warten Ewa & Gunnar auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums auf uns. Gunnar will uns mit dem Zero Gaz for Hoppi 🤯 Problem helfen, damit wir uns wenigstens noch einige Tage unterwegs über Wasser halten können. Anfangs belächle ich seinen Enthusiasmus etwas, doch Gunnar meint es ernst und so folgen wir ihm in seinem roten VW Bus, brav hinterher.

 

Einige hundert Meter weiter biegen wir in ein undefinierbares Gelände ein, von dem ich nie im Leben selbst draufgekommen wäre, dass sich hier eine Gasfüllstation verbergen könnte. Der junge Chef wartet bereits auf unser Eintreffen und scheint möglicherweise vorgewarnt zu sein 😉.

So schnell wie er unsere leere Schweizer Gasflasche füllt, komme ich gar nicht nach damit, die Holländische von der Leitung wegzuschrauben. Völlig verblüfft als er dann auch noch meint, dass wir ihm die Französische Flasche zeigen sollen, die wir seit Calais mitschleppen (Nein!, wir haben noch nicht aufgegeben!). Trotz aller Versuche aber scheitert er dann da. Und doch können wir feiern – Gunnar hat unser Gasproblem vorerst gelöst!

 

Immer noch etwas perplex fahren wir ihm weiter hinterher und machen uns auf den Weg zu ihm nach Hause. Erst geht die Fahrt nur aus der Stadt hinaus, doch je länger je mehr, verliert sich mein Orientierungssinn. Über Stock und Stein, Wald und Hinterland, hätte ich im Leben keine Zivilisation mehr da hinten erwartet. Vom Briefkasten zum Haus sind es gut und gerne 800 Meter. Da haben sie sich ein wunderbares, beneidenswertes Heim im tiefen Südschweden aufgebaut und die Stille der Natur lässt uns die erste Nacht lang nur das aufdringliche Summen der heimischen Monstermoskitos wahrnehmen.

 

Der erste Tag ist ziemlich verregnet und so entscheiden Regine und ich, ihn unserem Wäscheberg zu widmen. Was sein muss, muss eben sein 🙄.

 

Am Samstag fahren wir dann mit dem familieneigenen Boot aufs Wasser hinaus. Komplett ziel- und orientierungslos, lassen Regine und ich uns schnell von der schönen Landschaft des Schärengartens in den Bann ziehen. Immerhin die anderen haben einen Plan und steuern auf die Mittagszeit hin, eine kleine Insel namens Brännäset an. Nachdem eher mühsamen Prozedere des Anlegens, spazieren wir über das überschaubare Eiland, bis hin zu einem sehr schönen Restaurant. Das Essen ist köstlich und auch der Rest der Umgebung lädt zum unendlichen Verweilen ein. Auf dem Weg nach Hause legen wir noch einen Stopp für den Sprung ins kühle Nass ein, bevor wir den Tag ‘zu Hause’ in der schönen Orangerie, gemütlich ausklingen lassen.

 

Den dritten Tag in der Norrtälje nehmen wir auch ruhig. Ein Spaziergang zum nächsten Strand nimmt mich etwas um die 20 Minuten in Anspruch. Ein Katzensprung. Ich geniesse die Zeit und die Sonne für mich, bevor ich zurück zu meinem Date mit Jonathan gehe. Wir gehen Fischen! Yess 😍!

 

Lieb wie er ist, hat er bereits das kleine Ruderboot und zwei Angelruten vorbereitet. Wir begeben uns an eine geeignete Stelle und versuchen unser Glück bald eine Stunde lang, bevor wir kurz davor sind aufzugeben. Als wir schon das Feld räumen wollten reisst es wie wild an meiner Angelschnur. Noch nicht so geübt wie ich es gerne wäre, versuche ich die Leine einzurollen (oder wie man dem auch immer sagen mag 😅) Ich schreie beinahe Jonathans Name, der so erschrickt, dass er uns fast zum Überkippen bringt. Bevor er begreift was passiert ist, schmeisst er seine Route in das kleine Boot und nimmt sofort das mitgebrachte Netz zur Hand. An diesem Abend grillieren wir meinen zweiten Hecht 🦈 für diese Saison, währen ich ebenfalls das erste Mal im Leben Elchfleisch probiere.

 

Danke Ewa für deine wertvollen Reisetipps, Gunnar für deine unglaubliche Hilfsbereitschaft und die vorgenommenen Reparaturen, an unserem leidenden Hoppi 😉 und Jonathan, für das Fischererlebnis auf hoher See. Die Zeit mit Euch war sehr entschleunigend, ereigniss- und hilfreich.

Wir hoffen auf bald wieder ❤️!

Am Montag beschliessen Regine und ich, uns wieder dem Reiseschicksal in die Hände zu schmeissen und nach einigen Besorgungen im industriellen Teil der Stadt, genehmigen wir uns noch einen kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Norrtälje.

 

Die Hauptstadt der Schärenregion Roslagen besticht über eine gemütliche und überschaubare Innenstadt. Die Fussgängerzone lädt zum Verweilen ein, während einem der fast gleichnamige Fluss, Norrtäljean, an die schönsten Restaurantterrassen führt.

 

Die Aussentemperatur beträgt angenehme 25° und wir sind überhaupt nicht neidisch auf das Saunagefühl, dass momentan zu Hause herrscht. Wegen Sonne und blauem Himmel entscheiden wir nochmals einen kleinen Umweg zurück zu machen und uns auf die Insel Furusund zu begeben.

 

Die Insel gehört zum nördlichen Schärengarten und ist eine jener, die wir mit Hoppi befahren können. Ganz vorne, neben dem kleine Hotel Furusund Värdshus, gibt es einen Parkplatz, auf dem wir auch getrost übernachten können. Regine schwärmt von dem Ort vor allem daher, dass es hier auch Grosses zu sehen gibt.

 

Der Hafen von Furusund diente in Mitte des 19. Jahrhunderts als Quarantäneort, für Schiffe welche von Finnland nach Stockholm einlaufen wollten. Der Durchgang zum offenen Meer hin, gilt als einer der engsten in Schweden. So kommt es, dass hier Frachter, Fähren und Kreuzfahrtschiffe hindurch gleiten, die einem scheinbar zu breit und sowieso im Total zu gross vorkommen, als dass das Runde in das Eckige passen könnte.

 

Eine echte Sehenswürdigkeit muss ich nun im Nachhinein zugeben! Unbedingt bewundernswert. Mit unseren zwei Gläsern Wein machen wir es uns also gemütlich, direkt am Hafen, und würdigen das Können des jeweiligen Captains. Die Schiffe scheinen wie auf Wolken durch die Enge zu schweben. Es ist atemberaubend die Riesen wie Hochhäuser an einem vorbeigleiten zu sehen ⛴️.


13. Juli

  • Nordschweden
  • Mitternachtssonne mit Moskitoplage

Die frühe Morgensonne lockt uns in Furusund gemeinsam aus dem Bett. Schon um 5 Uhr sind wir beide hellwach und schon um diese Uhrzeit ist draussen das Faunaleben in vollem Gange. Die Möwen und die Elstern hatten geschätzt schon das dritte Mal ihren routinemässigen Streit und machen so lange, bis auch wir beschliessen uns aus dem Nest zu bewegen 🕊.

 

Auf der App ShipScanner ⛴️ sehen wir ausserdem, dass schon wieder einige Riesen im Anschwumm sind. Mit je einer Tasse Kaffee und unserem Frühstück, machen wir uns auf, auf den nächsten Hügel. Oben angekommen stellen wir fest, dass man Aussichtshungrige hier erwartet und auch herzlich willkommen heisst. Drei schwarze Gartenstühle stehen auf einem eigens dafür angelegten Kiesplätzchen und laden einem zum besten Ausblick auf den Kanal ein. Wir beobachten noch einige Schiffe beim Vorbeiziehen, bevor wir dann um acht unseren Hoppi bereit zur Weiterfahrt machen.

 

Unser Ziel ist ein Stellplatz kurz nach Gävle. Für die Stecke werden uns mehrere Routemöglichkeiten vorgeschlagen. Wir entscheiden uns aber nicht für die schnellste, sondern für die 76er Strasse, von der wir uns etwas mehr Natursehenswürdigkeit erhoffen. Wovon wir unterwegs auch sehr viel mitbekommen. Kurz nach dem Ort Gävle sind wir offiziell in Nordschweden angekommen.

 

Das Navi führt uns für den ausgesuchten Übernachtungsplatz etwas in den Wald hinein, wo wir dann bei genauerem Hinsehen, auch tatsächlich eigens für Camper und Zelter angelegte Stellplätze finden. Schön in den Wald hineingebettet, liegen sie jeweils versteckt und mit gutem Abstand zueinander, angrenzend zum See. Weiter unten auf einer kleinen Grünfläche stehen einige Picknicktische, eine Feuerstelle, eine Toiletten- und Umkleidekabine und ein Badesteg. Was will man mehr 😍?

 

Ich erschrecke als ich auf der Uhr sehe und es gerade mal zwei Uhr nachmittags ist. Wir nehmen uns den Rest des Tages Zeit und erkunden den überschaubaren Platz. Bald holen wir den Grill als Gesellschaft dazu und noch bevor ich überhaupt sagen kann, wie müde ich bin, schlafe ich auch schon ein.

 

Jedoch, nicht für lange. Wie ihr euch vielleicht erinnert liegt mein Hubbett direkt hinter der Führerkabine, von wo aus ich nicht nur Schafe zählen kann, sondern bei Gegebenheit, auch die wunderbarsten Sonnenaufgänge beobachten kann.

 

Um drei Uhr nachts bemerke ich, wie mich das rote Leuchten von draussen an den Augenliedern kitzelt. Ich will nur kurz runtersteigen, um durch die Bäume hindurch ein Foto zu schiessen. Aber ich komme beim besten Willen nicht mehr weg vom Fenster und ich weiss ganz genau, wenn ich sie dafür nicht aufwecke, wird Regine es mir für immer übelnehmen.

 

Also bewege ich mich die zwei grossen Schritte zu ihrem Bett und rate ihr aufzustehen. Schlussendlich ist sie es die mich dazu bringt, mich anzuziehen und mit dem Fotoapparat bewaffnet, eine Erkundungstour draussen zu machen. Keine zwei Schritte vor der Campertüre, drehe ich aber sofort wieder um und muss als allererstes mal gaaaaanz viel Mückenspray auf jede erdenkliche Stelle meiner Kleidung sprühen. Die Viecher 🦟 wollen uns bei lebendigen Leibe auffressen. Sie sind richtig penetrant und scheinbar so kurz vor dem Hungertot, dass ich mir sicher bin, dass einer von ihnen mir ein Stück Ohr rausgebissen hat!

Das gibt’s doch nicht 🤯

 

Trotz der mühsamen Plage lässt und das Nacht-/Morgenrot nicht los. Gut eine bis zwei Stunden verbringen wir damit, dass perfekte Foto schiessen zu wollen. Ich renne mit meinem Fotoapparat von einem Spot zum anderen und weil sich das Morgenrot permanent verändert, kann ich mich erst von diesem Anblick losreissen, als mich ein Moskito dann tatsächlich noch durch die Jogginghose hindurch in den Arsch beisst. Jetzt reichts! 😵‍💫

 

Das nächste Mal als wir erwachen, ist dann 10.00 Uhr und wir machen uns weiter in Richtung Norden.  


16. Juli

  • Übertritt nach Norwegen

Irgendwo unterwegs entschieden Regine und ich, dass das Nordkap auf unserer Reise nicht drin liegt.

Ja stimmt, wir scheinen alle Zeit der Welt zu haben und doch passiert es ab und zu, dass auch wir uns für etwas entscheiden müssen. Ausserdem war Regine schon mal da und ich gerade erst 35 Jahr alt, ich brauch auch noch das Ein oder Andere, was ich in Europa noch nicht gesehen habe 😊🤗.

 

In Årvesund ergattern wir auf einem Campingplatz, eine Broschüre für einen scheinbar untouristischen Geheimtipp. Der kleine Umweg führt uns nur etwas an unserer Route vorbei. Das Wetter ist eh eher so wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen …

 

Apropos Fleischbällchen. Köttbullar, kennt ihr bestimmt alle aus der nächstgelegenen IkeaFiliale 😉. Wusstet ihr übrigens, dass die Buchstabenkombination KÖ als SCHÖ ausgesprochen wird? Es ist also alles gar nichts, wenn mir jemand erklärt, dass er in Malmping oder in Linping war! – Es überrascht uns komplett, als eine Servierdame in Stockholm uns das erklärt und wir sind nun vorgewarnt, wenn wir das nächste Mal zum Beispiel nach NySCHÖping fahren, oder SCHÖttbullar bestellen wollen 😁 (und sagt mir ja nicht ihr wusstet das!?)

 

… also eben, das Wetter hält sich mit seiner entgegengebrachten Eurphorie in Grenzen und so kommt uns der Umweg ganz gelegen. Das kleine versteckte Restaurant in Handöl bietet diverses selbstgemachtes Gebäck und der kurze Spaziergang zum reissenden Wasserfall, lässt sich auch bei etwas Nieselregen ganz gut zurücklegen.

 

Auf dem Weg von Söderhamn hier her, hat sich die Natur mehrere Male merklich verändert. Es kommen uns ausserdem immer weniger Autos, geschweige dann andere Camper entgegen. Die Landdurchquerung von Sundsvall nach Trondheim schlagen die wenigsten Reisenden ein, da sie allesamt hoch zum Nordkap und den Lofoten wollen.

 

Auf dem Rückweg vom Wasserfall, fällt uns auf, dass auch schon wieder um die 18.00 Uhr rum ist und wir uns langsam aber sicher auf die Suche nach einem Schlafplatz machen wollen.

 

Links weg von Handöl führt eine einsame Strasse uns weiter in die Berge hinauf. Ein Schild warnt uns ganz am Anfang, dass dieser Weg von Oktober bis April jeweils nachts nicht befahrbar ist. Die Strasse zieht sich circa über sieben Kilometer und ist am Schluss auch eine Einbahn, mit einem Hotel als Ende.

 

Links und rechts der schmalen Strasse verändert sich die Natur wieder aufs Neue und es wundert uns beide, als wir uns in Nordschweden plötzlich fühlen, wie in der Kenianischen Savanne. Mal abgesehen von dem minimen Temperaturunterschied, könnte man meinen wir sind auf Wasserlochsafari, auf einem ganz anderen Kontinent 😅.

 

Entlang der Strasse bieten sich wunderbare Parkplätze an, von denen wir uns dann zu Übernachtung einen aussuchen, bevor es am nächsten Tag über die Grenze nach Norwegen geht.

 

Entlang der E14 liegt also letzte Schwedische Ortschaft, Storlien.

 

Da Schweden wiegesagt günstiger ist als Norwegen, sieht es auf dem Parkplatz des Coops in Storlien aus, wie in der Umgebung des Kauflands, in badisch Rheinfelden samstags🚗🚘🛺🚕🏎🚐🚌. Alle Norweger aus der nahen Umgebung wollen hier scheinbar einkaufen und bei genauem Hinsehen, ist für uns auch gar nicht schwer auszumachen, was denn in Norwegen vor allem mehr kosten könnte, als in Schweden.

 

So betreibt der Coop in Storlien zum Beispiel eine sehr auswahlreiche Süssigkeitenabteilung. Auch Getränke und Alkohol können hier gleich palettenweise mitgenommen werden. Es gibt ausserdem eine Apotheke und bestimmt fünf gigantische Kühlschränke, mit einer unendlichen Fleischauswahl!

 

Mit diesen unerwarteten letzten Eindrücken, verlassen wir nach 23 Reisetagen amazing Schweden und bei der Fahrt runter nach Trondheim 🇳🇴, wird uns plötzlich bewusst, dass es ab jetzt nur noch südwärts geht.

 

PS😉: Ob wir die Challenge von Schweden geschafft haben? Seht ihr hier 🤫


17. Juli

  • Atlanterhavsweien

Was uns sofort nach der Überquerung der Grenze auffällt ist natürlich die Landschaft, die sich scheinbar schlagartig verändert.

 

Die Felswand rechts ragt in ungeahnte Höhen, während uns links ein reissender Fluss begleitet. Im Gegensatz zu Schweden, dass mit seiner Unmenge an Seen besticht, ist in Norwegen meist die Rede von den Fjorden. Ob ich will oder nicht, irgendwie fühle ich mich in Norwegen direkt etwas mehr wie zu Hause. Die grünen Wiesen und die Hügel erinnern mich an ein Schweizer Tal, von dem wir ab uns zu mal etwas auf Instagram zu sehen bekommen.

 

Nachdem wir eine Nacht eine Rooftopbar in Trondheim unsicher gemacht haben, legen wir unsere Route in Richtung Tingvoll und Kristiansund fest. Das Wetter ist uns nicht angenehm gesinnt und da wir die Wetterfee 🧚‍♀️ aus dem Gepäck aussortieren mussten, wir dies wohl auch noch ein Moment so bleiben.

 

In Tingvoll finden wir hinter einem Strassenparkplatz eine kleine Schlaufe, in der wir schlussendlich ganz für uns alleine übernachten können. Die Aussicht lässt nicht zu wünschen übrigen und durch die Nacht hindurch, wird die Strasse angenehm ruhig.

 

Am nächsten Tag gilt es, etwas von Regines Bucketlist zu streichen und dem Wetter zum Trotz, wollen wir heute den weltbekannten Atlanterhavsweien, auf Deutsch, die Atlantikstrasse mit der Storseisundbrücke, überqueren.

 

Nachdem wir den ersten Unterwassertunnel auf uns genommen haben, legen wir in Kristiansund einen kurzen Stopp ein. Wir schlendern durch die verregneten Strassen und gönnen uns ein Stück Pizza. Der Himmel scheint etwas aufzuklaren und wir beschliessen unseren Weg fortzusetzten.

 

Den nächsten Unterwassertunnel, der Atlantic Ocean Tunnel, schiesst uns mit seiner 10% Neigung, auf eine Tiefe von 250 Metern unter das Meer. Eines der tiefsten Unterseetunnels der Welt übrigens. Der Tunnel misst knappe sechs Kilometer und in der Mitte sind wir etwas irritiert, als das tiefe Loch eine blaue Beleuchtung bekommt. Unheimlich ist es schon ein bisschen 😅. Kaum sind wir am Tiefpunkt angelangt, beginnt auch schon die Steigung und wir sind schneller als wir denken, wieder aus dem Dunklen raus.

 

Von da an geht es über dem Meeresspiegel weiter und es verwundert uns natürlich nicht, dass wir bei Weitem nicht die Einzigen sind, die heute dieses Spektakel erleben wollen. Trotz der grösseren Menge an Fahrzeugen, welche hier den Weg durch suchen, ist die acht Kilometer lange Strecke bestens mit Aussichtspunkten und Parkmöglichkeiten ausgerüstet. Es stellt für niemanden ein Problem dar, vor wie auch nach der berühmten Brücke, einen Fotohalt zu machen und einfach nur die Aussicht zu geniessen.

 

Alles in Allem ist die Strasse eine sehr sehenswerter Wegabschnitt, der einem viel zum Staunen bereithält. Geniesst das Inselhopping in Norwegen 🥰🇳🇴.


20. Juli

  • Trollstigen
  • fehlender Spiegel
  • Hallo Bergen
  • Tschüss Norwegen

Norwegen kommt mir vor wie eine völlig andere Welt 🏔. Die Natur ist wild, roh und verwunschen. Im Gegensatz zu Schweden aber, bekommt Norwegens Küste auch die volle Breitseite des Wetters ab. Vom Europäischen Nordmeer und vom Nordatlantischen Ozean her, erreichen das skandinavische Land Wetterbedingungen, welche wir kaum erahnen können.

 

Müsste ich Schweden und Norwegen im Nachhinein direkt vergleichen, scheint mir Schweden mit seiner Ebenheit und seiner Art Konstante, doch schon beinahe etwas langweilig, im Gegensatz zu Norwegen.

 

Wir sind nun seit knapp einer Woche hier und noch kein Stück blauer Himmel hat sich uns gezeigt. Die Regentropfen die auf das Hoppidach prasseln, schienen am Anfang sehr beruhigend, während sie zwischenzeitlich nur noch mühsam sind. Nachdem wir die Atlantikstrasse hinter uns gelassen haben, entschieden wir uns für einen radikalen Schritt. Auf unserem WetterOnline App macht es nicht den Anschein, als ob sich für die nächsten Wochen mal die Sonne zeigen würde. Klar könnten wir ins Landesinnere fahren und da versuchen ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Aber die Sehenswürdigkeiten welche wir sehen wollten, sind nun mal in der Nähe der Küste.

 

So ergibt sich auf unserem GoogleMaps als nächstes, die direkte Route nach Bergen, von wo aus wir die Fähre nach Dänemark besteigen. Wir sind etwas überrascht, als uns die Route knappe 600 Kilometer, aber dafür doch eine Fahrzeit von mehr als zehn Stunden anzeigt. Wovon das abhängig ist, wird uns aber schnell klar. Durch Norwegen führt keine Autobahn, sondern überwiegend herausfordernde Bergstrassen, lange dunkle Tunnels und glücklicherweise immer wieder mal eine Fjordfähre ⛴️.

 

Die Fähren fahren sehr zuverlässig und mindestens jeweils im Halbstundentakt. So kann es dann gut sein, dass sich die Fahrzeit auf Maps nachdem ihr die Fähre erreicht habt, gleich um eine oder eineinhalb Stunden reduziert. Die Tunnels sind gewöhnungsbedürftig und teils wirklich sehr schlecht beleuchtet. Da sie meist unter dem Wasser hindurchführen, weisen sie nicht selten Steigungen von mehr als 10% auf.

 

Unweigerlich führt uns unsere gewählte Route nach Bergen über die Trollstigen. Man sollte meinen wir Schweizer sind durch Passstrassen nicht so leicht zu beeindrucken, als wir jedoch mit unserem Hoppi am Fusse der kurvenreichen Aussicht stehen, fangen meine Hände doch leicht an zu zittern 😵‍💫. Wir sind auf dem Parkplatz nicht alleine und mir fällt gerade wieder ein, wie wir die Strasse der Isle of Skye, im Schlepptau von Axel gemeistert haben. Er fehlt mir gerade sehr – zu gerne würde ich mich hier direkt an ihn hängen. Gut – bringt jetzt alles nichts! Mein Zittern bringt mich schlussendlich dazu, eine Deutsche Familie, mit riesen Camper anzusprechen, ob sie mich vielleicht mitziehen würden. Es geht mir gleich um Einiges einfacher, als der Fahrer mir versichert, dass wir das schon schaffen würden 😊. Falls ihr also jemals vor einem Streckenabschnitt steht, der euch nicht ganz so geheuer ist, scheut euch nicht um die kleine Hilfestellung zu bitten! Uns hat es sehr geholfen und kaum sind wir in den Nadelöhrkurven unterwegs, legt sich auch schon meine anfängliche Nervosität.

 

Die Trollstigen hat elf enge Kurven und jede von ihnen hat einen eigenen Namen. Meist wurden sie nachdem Vorarbeiter der Bautruppe, die die Kurve angelegt hat benannt. Nur eine davon, die Nikkasvingen Kurve wurde nach einer Frau benannt. Nikka war damals die Köchin der Bauarbeiter und wurde scheinbar von allen sehr geschätzt 🥰.

 

Oben angekommen fällt mir ein Stein vom Herzen. Es gibt einen riesigen Parkplatz mit einigen Aussichtsplattformen, die uns den Blick auf die Wahnsinnsstrasse und ihre umliegende Natur eindrücklich verinnerlichen lassen. Ein bauliches Meisterwerk umgeben von wolken- und nebelverhangenen Bergriesen.

 

Bei diesem atemberaubenden Anblick verwundert es mich nur noch wenig, dass die in Norwegen bekannten Fabelwesen, die Trolle, ihre scheinbare Existenz so hartnäckig halten können. Die Sagen und Geschichten der Trolle ist eine alte und in Norwegen sehr verankerte Mythologie. Meist werden sie als unberechenbare Märchenwesen dargestellt, welche lange dämonisiert wurden. Aber auch von menschenfreundlichen Feen 🧚‍♀️ und Elfen ist immer wieder die Rede. Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Trolle nur vier Finger haben? 😊 So liegt es natürlich auch auf der Hand, dass für uns Touristen der Troll, Norwegen und seine Geschichte verkörpert und dies auch der Grund ist, warum man sie wirklich überall, in jeder erdenklichen Grösse erstehen kann.

 

Nach der Trollstigen geht unsere Fahrt in Richtung Bergen weiter. Das Wasser scheint von überall her zu kommen. Auf beiden Strassenseiten türmen sich gigantische, dunkle Bergwände, die von Wasserfällen und Rinnsalen überströmt werden, die alle im uns allzeit begleitenden Fluss, Fjord oder See enden. Der anhaltende Regen und der ständige Nebel tragen den Rest dazu bei. Wildheit in seiner schönsten Form und wer Norwegen bei Sonnenschein gesehen hat, hat vielleicht das beste Gefühl verpasst 😉.

 

Wie bereits erwähnt führt nach Bergen keine Autobahn - Nicht von hier aus. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Die kurvenreichen, zum Teil sehr engen Strassen sind nicht jedermanns Sache und es verwundert wenig, dass die Einen es leider sehr eilig haben. Ausserdem hat mittlerweile die Hauptsaison für Camper begonnen und viele davon haben nicht nur ein strenges, zweiwöchiges Programm, sondern sind auch wenig geübt im Fahren von Wohnmobilen.

 

Schon in der Sekunde bevor es knallt weiss ich instinktiv, dass es nicht reicht 🤯. So wie der entgegenfahrende Camper um die Kurve kratzt, können wir froh sein, hat er uns nicht ganz aus der Bahn geschossen, sondern unseren Hoppi ‘nur’ einen Seitenspiegel gekostet.

 

Hat doch erst vor wenigen Tagen Gunnar unseren rechten Seitenspiegel so liebevoll repariert, hängt nun der linke an seinen drei Kabeln bis zum Boden runter. Beide noch sehr schockiert von dem lauten Knall, versuchen wir eine, für einen Halt geeignete Nische zu finden, um den Schaden in seiner ganze Pracht zu begutachten. Ein bisschen die Haare raufend und doch froh, ist nicht mehr passiert, sind wir einmal mehr froh, um das durchsichtige Klebband, welches uns Robin noch mit auf den Weg gegeben hat.

Mit unserer angeschlagenen Konzentration und unserem hinkenden Hoppi 🤕, machen wir uns los und nehmen noch die letzten paar Kilometer bis nach Bergen auf uns.

 

Norwegen ist landesweit erstaunlich gut erschlossen für Camper. An beinahe jeder Ecke gibt es die Möglichkeit die Toilette zu entleeren, Grauwasser loszuwerden oder Frischwasser zu tanken. Nicht selten kann man bei grösseren Einkaufszentren einen Parkplatz mit Strom, für wenig Geld bekommen. Es gibt überall öffentliche WC’s und überraschenderweise auch Duschen.

 

Umso mehr verwundert es uns, als dies in Bergen scheinbar einfach wegstirbt. Es braucht uns einige Stunden, einen zentrumsnahem, geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Camper in Bergen sind nicht erwünscht und wer die kleine Stadt kennt, kann sich auch vorstellen warum. Ich persönlich finde es okay, weil besonders unter der Campersaison würde das Stadtbild extrem leiden und da im Hafen von Bergen ja schon teils megariesige Kreuzfahrschiffe ankern, bleibt nicht mehr viel Platz, bis die kleine Hafenstadt aus allen Nähten platzen würde.

 

Wir finden dann doch einen grossen, leeren Parkplatz, etwas ausserhalb, wo wir für die Nacht bleiben können. Das Uber ist schnell bestellt und wir finden uns an der Hotelbar des Scandics City Hotels wieder 😉. Durch Zufall haben wir mitbekommen, dass ein mit Regine befreundeter Carchauffeur und seine Frau, in der Stadt sind. Die beiden haben mit ihren Reisegästen eine mehrtägige Tour durch Norwegen geplant und sind für diesen Abend ebenfalls in Bergen gestrandet. Wir verbringen einen geselligen Abend und erst spät, fallen wir mit all dem Erlebten des Tages ins Bett, bevor wir auch schon wieder auf müssen.

 

Ich weiss, Sommer ist eine Einstellungssache ☀️🙄 Aber wenn man nicht mehr weiss, wie Sommer geht, wie soll ich es einstellen. Norwegen ist ein Traum und auch wenn einiges, dass wir gerne gesehen hätten nun auf der Strecke bleibt – Wir brauchen jetzt Sonne! Ich kann die lange Jeans, meinen Schal, die Regenjacke und die blöden Pullover nicht mehr sehen!

 

 

Auf nach Dänemark! - Hallo Sonnencreme 😍.


26. Juli

  • Tschüss Dänemark
  • Abenteuer an der Ostsee

Bekanntlich finden uns die Abenteuer nicht zu Hause auf dem Sofa. Naja, es gibt bestimmt auch Abenteuer und Erlebnisse, die auf der Couch passieren, aber das ist das gilt dann meist nur als Haushaltsumfall oder sehr seltene Ausnahme 😉. Dem zu folge habe ich mich heute wieder einmal vor die Campertüre getraut und siehe da, die Steilküste nahe Rostock an der Ostsee, hat mir einen spannenden Abendspaziergang beschert.

 

Von unserem Parkplatz aus habe ich per Google Maps schon gesehen, dass es mich circa eine halbe Stunde zu Fuss kosten würde. Da wir aber heute mehrheitlich wieder im Auto gesessen haben, gab ich mir einen Ruck und wollte noch etwas näher ans Meer. Es war bereits neun Uhr abends und vom hohen Norden bin ich mir immer noch anhaltenden Tag und wenig Dunkelheit gewohnt, dementsprechend habe ich die Zeit scheinbar einfach ausgeblendet. Die Strecke bis zum Meer zieht sich auf einer langen geraden Strecke hin und mit jedem Schritt merke ich, wie die Nacht schleichend Einzig hält. Mir ist bewusst, dass ich den ganzen Weg wieder zurück muss, aber jetzt bin ich schon so weit, jetzt will ich das Wasser auch sehen 🌊.

 

An der Steilküste angekommen ist es bereits 21.45 Uhr und ich schaffe es gerade noch, ein Foto vom Ausblick zu machen. Ohne noch länger Zeit vertrödeln zu wollen, drehe ich mich um und hinter mir sehe ich nur dunklen Wald. Es war mir bis da gar nicht bewusst, wie viel Waldweg ich hinter mich gebracht habe, aber jetzt wo ich das so sehe, wird mir etwas mulmig zumute 🤢.

 

Auf dem Handy habe ich nur sehr wenig Empfang. Es reicht gerade soweit, dass ich mir in etwa anschauen kann, wie ich zurückkomme und dafür meine Schwester anzurufen. Weiter vorne im Dunklen sehe ich eine Gestalt auf mich zukommen und ich bin heilfroh, als Marina endlich ihr Telefon abnimmt. ‘Bleib kurz dran bitte!’ sind meine ersten Worte. Ein kleiner Anflug von Empfang auf meinem Handy lässt mich ihr ausserdem meinen LiveStandort vermitteln. Ich erkläre ihr die Situation und nachdem sie mich ausgelacht hat, vertreibt sie mir die Zeit im dunklen Wald mit ihrem Geplapper von ihrer Couch aus 😉. Eine Dreiviertelstunde später kann ich sie dann endlich von ihren schwesterlichen Pflichten befreien und ich bin froh, Hoppi und Regine wieder unversehrt gefunden zu haben.

 

Nachdem wir in Bergen die Fähre nach Hirtshals, Dänemark genommen haben, hat und das mühsame Wetter in Dänemark noch weiter verfolgt. Auch die Stimmung im Camper war nicht unbedingt mit sonnig zu umschreiben und so entschieden wir, Dänemark und sein windiges Wetter schnell hinter uns zu bringen.

 

Eine weitere Fähre führt uns von Rødbyhaven nach Fehmarn, Deutschland. Die andere Seite der Ostsee gibt sich alle Mühe, sich uns von der schön Wetterseite zu zeigen. In Fehmarn begeben wir uns auf einen kleinen Stadtrundgang und zum ersten Mal seit langer Zeit, spüren wir einige Sonnenstrahlen auf der Haut ☀️. 

 

Per Zufall hat Regine entdeckt, dass die Woche vom 21.-30. Juli, die 134.Travemünderwoche stattfindet. So verlassen wir also Fehmarn nach unserem Rundgang und begeben uns auf den Weg bis zur Hafenstadt Travemünde. Ganz in der Nähe der Strandpromenade finden wir einen geeigneten Stellplatz, von dem aus wir die Festlichkeiten bequem besuchen können.

 

An der Travemünderwoche treffen alljährlich Regattasegler auf Weltklasseniveau und Volksfest aufeinander. Viele der Besucher interessieren sich für die mitreissenden Rennen auf der Ostsee, während man auch einfach nur an der Promenade entlangschlendern, sich kulinarisch, wie musikalisch und unterhaltungstechnisch, verwöhnen lassen kann.

 

Besuche die 134. Travemünder Woche vom 21.-30. Juli 2023 (travemuender-woche.com)

 

Die Ostseeler haben mit dieser Veranstaltung genau unseren Geschmack getroffen und so lassen wir uns nicht lange bitten. Nachmittags schon machen wir uns auf den Weg den Event zu erkunden. Das Festivalgelände des Anlasses ist riesig und ich bin überwältigt davon, was hier aus dem Boden gestampft wurde. Bis spät abends sind wir lachend und tanzend unterwegs, bis uns schliesslich der nette Security dann vom Festgelände schmeissen muss, weil wir noch nicht nach Hause wollen 😁.

 

Die zwei Tage im Hafen waren genau was wir gebraucht hatten. Heute morgen ging es dann langsam aber sicher weiter in Richtung Rostock. Auch diese Hansestadt nehmen wir auf unserer Reise mit, bevor unser Reiseplan uns weiter nach Polen schickt. 😉 Jedenfalls kenne ich nach heute Abend im Umkreis von fünf Kilometer, alle Häuser und das gesamte Waldgelände mit seiner Steilküste, von Elmenhorst-Lichtenhagen. (Was für ein Ortsname wieder 🤗 -  gut, immerhin noch lange nicht so schlimm wie Bad-Krozingen oder Buntekuh 😂 also echt!)


31. Juli

  • Einfahrt nach Polen

Wenn euch jemand sagt, dass er im Urlaub nach Polen fährt, was denkt ihr dann? Genau – Polen 🇵🇱?? Was soll es da schon geben? Von jedem Land verfolgt uns eine unbewusste Vorstellung. Und wenn ich schon im Urlaub nach Polen fahre, dann doch ganz bestimmt nach Warschau oder Krakau, nicht?

 

Noch vor der Grenze zu Polen, in Deutschland, haben wir einen Tag lang die Ostküste bis nach Warnemünde erkundet. Die Gegend um Warnemünde bietet uns Fahrradfahrern bequeme Wege, geradewegs der Küste entlang. In dem kleinen Hafen angekommen, und immer noch mit dem Fest von Travemünde im Hinterkopf, kommt mir das Ganze aber doch etwas klein und unscheinbar vor. Die Restaurants im Ort sind liebevoll angelegt und in jedem Einzelnen davon, ist der Stolz auf die Ostsee als Heimat spürbar. Auch liegen im Zufluss zu Ostsee mehrere Essensboote, bei denen man sich unmittelbar von der Promenade aus verpflegen kann. Allerdings ist auch hier wieder unnachlässige Vorsicht mit der fliegenden Gefahr von oben geboten 🕊. Die Möwen wissen genau wie man es macht und während einheimische Urlauber sich der Gefährdung ihres Essens bewusst sind, fallen die asiatischen Touristen sprichwörtlich aus allen Wolken. Keine drei Sekunden hatte der zahlende Kunde das Fischbrötchen in der Hand 😎.

 

Einen Tag später brechen wir dann endlich auf in Richtung Grenze auf. In Deutschland gilt die Geschwindigkeit auf Autobahnen als unbegrenzt, aber wer dachte, dass es in Polen wieder geregelter abläuft, hat sich gewaltig getäuscht! Bei der Überquerung der Grenze erwartet uns eine Flut an Strassenschildern, ein Ding der Unmöglichkeit alle sorgfältig durchzulesen. Wir fahren weiter – Poznan ist unser erstes Ziel im mitteleuropäischen Land. Noch nie gehört? Wir auch nicht 😅. Die Autobahn ist tiptop beschriftet, bequem und übersichtlich zu fahren. Wir müssen eingestehen, dass auch wir ein komplett anderes Bild von den Umständen hatten. Je länger, je weiter wir kommen, umso eher frage ich mich – Bekommt man den Führerschein in Polen zum Auto dazu geschenkt, oder liegt der zum 18ten Geburtstag einfach direkt unter dem Weihnachtsbaum 🤔? Es kann unmöglich sein, dass man sich den hier, mit Fahrstunden und praktischer Prüfung hart erarbeiten muss. 13 Länder und 17'000 Kilometer Strasse im Gepäck, hatten wir langsam aber sicher den Mut, behaupten zu können, an Verkehrsverhalten schon alles gesehen zu haben. Es sei dem nicht so, in Polen. Sie fahren entweder sprichwörtlich wie die lebensmüden Wahnsinnigen, oder stehen auf dem Parkplatz. Etwas dazwischen existiert nicht und als Gott die Geduld für den Strassenverkehr verteilt hat, hatten die Polen ihn bestimmt nicht mit dem Löffel gefressen!

 

So wundert es Wenig, als wir endlich in Poznan angekommen, ziemlich geschafft vom unüberschaubaren Verkehrsverhalten sind. Wir finden einen kleinen Camping, ganz in der Nähe des Stadtzentrums und beschliessen, es für diesen Tag gut sein zu lassen.


Samstags begeben wir uns dann auf Erkundungstour durch Poznan. Der Jezioro See begleitet uns ein langes Stück, bis wir schlussendlich den Stadtkern erreichen. Der Tag ist sonnig und noch bevor wir richtig angekommen sind, zieht ein dunkler, verschwörerischer Eingang unserer Aufmerksamkeit auf sich. Unter dem Torbogen hindurch finden wir im Inneren der Häuserreihen eine Bar, die perfekt und völlig unerwartet, sich in diesem Hinterhof präsentiert. Umgeben von drei Container, welche als überdachte Theken und Dachterrassen dienen, finden sich in der Mitte der Konstellation Liegestühle. Einladend für den nächsten Drink stehen sie auf einem aus Sand angelegten Quadrat, von wo aus man die Bühne mit DJ Pult ausgezeichnet im Blick hat 🥰.

 

Wir entscheiden uns unsere polnische Challenge – Welche daraus besteht, ein Bier mit Himbeersirup zu trinken – Scheinbar ist das hier Tradition – wahr zu machen. Und währen der Kellner sehr gerne das „piwo z sokiem malinowym“ für uns vorbereitet, spür ich diesen leichten Stich in meinem Bierliebhaberherzen 💔.

 

Und nun? Genauso wenig wie ich erwarte dieses Getränk zu mögen, genauso wenig hatte ich die gut ausgebauten Strassen, diese Bar im Inneren dieser Stadtmauern und die unvergleichliche Gastfreundschaft der Polen erwartet. Als wir eine Schneemeile weiter dann noch ein Restaurant finden, welches uns nicht nur mit dem Ambiente, seinem kleinen Garten im Hinterhof, dem Essen und der liebenswerten Bedienung finden – Sind wir restlos überzeugt. Wir haben uns in so mancher Hinsicht getäuscht!

 

Weiter geht’s in den August ☀️