Türkei, Griechenland
Als ich heute richtig auf den Kalender geschaut habe, hat es mich fast ab dem Stuhl gehauen. Obwohl ich durch das Tagebuch zum Glück immer wieder mal mitbekomme, welches Datum wir gerade haben, bin ich erschrocken, als mir bereits der 1. Oktober 🎃 bestätigt wurde.
Fragt nicht wie, aber manchmal schaffe ich es, das Asiatische Internet zu überlisten (oder was auch immer das Problem ist) und kann das Vorgeschriebene, auf unsere Website aktualisieren.
Unser letzter Tag in Istanbul war der 27.9.
Nachdem wir verkehrstechnisch einen ersten Einblick in die türkischen Gewohnheiten erfahren durften, stand unser Beschluss, Istanbul frühmorgens zu verlassen, felsenfest. Böse Stimmen sagen gar: Wer in Istanbul Autofahren kann, der kann überall auf der Welt. Und Regine kann ich sag's euch!
Um 5.30 Uhr läutet unser Wecker noch bevor der Muezzin uns dieses Mal aus dem Schlaf schreien kann. Wir haben am Abend vorher schon alles bereitgemacht, so dass nur noch der Zündungsschlüssel zur Abfahrt gedreht werden musste. Um 6.00 Uhr und mit dem ersten Kaffee in der Getränkehalterung, versuchen wir uns am Verkehrschaos aus Istanbul, hinaus zu schleichen 🚗🚕🚘🚕🏎.
Die einzig richtige Wahl für die Durchfahrt einer Stadt in der Türkei, ist immer die mittlere Spur. Links eilen die Wahnsinnigen an uns vorbei in den aufkeimenden Morgen hinein, währen die rechte Spur hauptsächlich zum Anhalten, Umladen und Tee trinken bestimmt zu sein scheint. Wichtig ist für Camper die höher als 2.8 Meter sind ebenfalls, sich einen anderen Weg aus der Stadt hinaus zu suchen, als den Eurasien-Tunnel. Der sogenannte Eurasien-Tunnel führt einem zwar auf schnellstem Wege, von Europa nach Asien unter dem Bosporus hindurch, war aber mit seiner tiefen Höhenbegrenzung keine Option für uns.
Einige Kilometer auf der Autobahn braucht es uns, bis keine Wolkenkratzer mehr zu sehen sind. Die Stadt scheint nicht enden zu wollen. Eineinhalb Stunden Autofahrt später, finden wir uns aber endlich am Ziel, in Sile am Schwarzen Meer wieder.
Die Nacht in Sile verbringen wir auf einem ruhigen Parkplatz, endlich wieder einmal direkt am Strand. Der Ort macht einen sehr touristischen Eindruck. Allerdings sind Ende September weit und breit keine Touristen mehr zu sehen. Der Platz hat sich für uns wunderbar geeignet um sich wieder an die Ruhe ausserhalb der Stadt zu gewöhnen.
Am nächsten Tag kümmern wir uns um die Aufladung mit GB unserer SIM Karte und lernen auch gleich – Kauft um himmelswillen keine SIM Karte beim Grenzübergang! Bei einem kleinen Verkaufsshop bekomme ich dieselben Leistungen, und das auch noch mit extrem viel freundlicherem Personal, für 250TL, statt an der Grenze für 50Euro. (250TL sind ca. 8.63Euro btw!)
Danach fahren wir, immer noch mit dem Schwarzen Meer zu unserer Linken, weiter bis zu einem Campingplatz, der uns auf Park4Night einen guten Eindruck zu machen scheint. Und ach!, ich würde diesen Part so gerne auslassen, aber seit Beginn unserer Reise, wird dies tatsächlich meine aller schlimmste Erfahrung auf Achse werden!
Am Camping Platz der sich Green Park nennt machen wir Halt, füllen unser Wasser auf und bezahlen auch gleich für eine Nacht. Kaum haben wir dem jungen Herrn das Geld auf den Tisch gelegt, interessiert er sich aber nicht mehr für uns und unsere Anliegen. Wir wagen uns daher in eigener Regie weiter auf den sogenannten Campingplatz und je tiefer wir hineinfahren, umso heftiger wird uns bewusst, welchen Fehler wir gerade machen.
Mit Unglauben und meinerseits verdammt viel Überwindung, stellen wir Hoppi so gut es geht an einen Platz und versuchen den Müll und die Tierscheisse welche sich überall am Boden befindet, zu ignorieren. Als wir uns dann auf die Suche nach einer Dusche und einer Toilette machen, - kennt ihr das, wenn ihr einen Horrorfilm schaut und dann die Szene kommt, in der ihr als Zuschauer genau wisst, dass das scheinbar zu naive Opfer, einen offensichtlich dummen Fehler begeht, nur kurz bevor es qualvoll zu Tode kommt? – schreit alles in mir danach, sofort zusammen zu packen und egal wohin zu flüchten! HimmelHerrgott! – unfassbar was sich alles Campingplatz nennen darf! Widerlich 🤮🤢!
Für ein paar Nachmittagsstunden versucht das Schwarze Meer und der lange Strand, den wir ganz für uns alleine haben, die Umstände des Campingplatzes wett zu machen. Ich versuche auszublenden, in was für einer Umgebung wir nächtigen werden und probiere das Gute an diesem Ort zu sehen. Die Nacht lässt mich kaum ein Auge zu kriegen. Auch wenn wir nun schon so lange unterwegs sind, so einen schlimmen Platz hatten wir noch nie gesehen. Ich muss mich überwinden in einen unruhigen Schlaf zu fallen. In den früheren Morgenstunden am nächsten Tag schon, ist alles an mit bereit, sofort aufzubrechen.
Weiter geht’s mit dem Ziel auf einen Stellplatz zu fahren, auf dem wir dann endlich Duschen, Zähneputzen und auf die Toilette können, ohne dass wir uns gleich Corona 6.0 holen. Der Stellplatz in der Nähe von Sakarya empfängt uns genauso wie wir es uns erhofft hatten und wir sind so dermassen erleichtert, nach dieser Horrornacht, endlich wieder einen sauberen und sicheren Übernachtungsplatz gefunden zu haben 🏁.
Die nächsten zwei, drei Stopps sind für uns nur Mittel zum Zweck. Wir stoppen in Sakarya und in Ankara, je für eine Nacht.
In Ankara lernen wir bei Ankunft Tanja und Norbert kennen, die uns nach einem heftigen Fahrtag, glücklicherweise eine Flasche Wein schenken. Es ist gar nicht so einfach hier Alkohol zu bekommen, doch die Beiden geben uns gerne eine Flasche ihrer Reserve ab und wir sind nicht nur deswegen happy über eine neue Bekanntschaft. Die Beiden waren schon oft in der Türkei unterwegs und wir verabreden uns gleich zum Kaffee für den nächsten Tag ☕️.
Eigentlich wollten Tanja und Norbert am nächsten Morgen noch in die Hauptstadt der Türkei und etwas Shopping begehen. Als wir allerdings so gemütlich beim Kaffee sitzen und es draussen in Strömen regnet, entscheiden sie sich glücklicherweise dagegen. Beinahe den ganzen Vormittag verbringen wir bei Plaudereien in unserem Hoppi, bis die Zwei sich gegen Mittag dann verabschieden.
Nur einige Minuten nachdem sie den Campingplatz verlassen haben, bekomme ich eine Nachricht nach der anderen auf meinem Handy. Scheinbar wurde in der Hauptstadt ein Attentat, auf ein Parlamentsgebäude verübt und noch bevor ich davon was mitbekommen habe, scheint 20 Minuten schon besser Bescheid zu wissen, als wir die vor Ort sind 🤔.
Wir entscheiden uns daher aber auch die Stadt jetzt zu verlassen uns sind froh, dass wir Tanja und Norbert von ihrer Shoppingtour abgehalten haben.
Unser most expected Ziel für die Türkei, war seit Beginn an Kappadokien.
Wenn ihr Kappadokien bei Maps eingebt, dann seht ihr, dass es relativ weit im Landesinnern liegt. Da wir bis zu diesem grossen Ziel, uns aber nicht einfach nur Tage und Kilometer um die Ohren schlagen wollten, entscheiden wir uns noch für ein weiteres Ausflugsziel unterwegs.
Hattusa liegt halbwegs auf unserer Route und ist wiedermal ein Weltkulturerbe der UNESCO. Die Überreste der ehemaligen Hethiter Hauptstadt, liegen in der Nähe des Ortes Bogazkale und mich überzeugt vor allem der Fakt, dass die sieben Kilometer Stadtmauer, auch mit dem Camper gut befahrbar sind. Ein Weltkulturerbe, durch das man mit dem Wohnmobil fahren kann? Passt 🙌😅!
Hattusa: The Ancient Capital of The Hittites - GoTürkiye (goturkiye.com)
In Bogazkale verbringen wir eine Nacht und einen kurzen halben Tag, bevor wir uns auf den noch ziemlich langen Weg nach Göreme machen. Die Route führt uns weitere 200 Kilometer südwärts und über zahlreiche Hochplateaus, welche auch die Getreidekammern der Türkei genannt werden. Hier reihen sich unendlich viele Felder aneinander und hat man in Bogazkale erstmal die Hauptstrasse erreicht, kann man getrost bei 70, 80km/h den Tempomat fahren lassen 🛣.
Alle 20 bis 30 Kilometer findet sich auf dem ansonsten sehr einseitigen Weg, mal wieder ein Dorf oder eine überschaubare Stadt mitten im Nichts. Hier empfiehlt es sich das Tempo etwas runter zu schalten, denn hinter der nächsten Kurve wartet bestimmt ein Huhn, ein Loch im Asphalt oder die alljährliche Gemeindeversammlung auf euch 😅.
Die Kornfelder sind Jahreszeit sei Dank, alle bis auf die Stoppeln abgemäht. Die hohe Landschaft von Anatolien ist nämlich auch die Heimat der Kangale. Der anatolische Hirtenhund, oder eben auch Kangal genannt, ist der kräftigste Hund der Welt und wird vor allem in dieser Region, als Arbeitstier gehalten. Er beschütz hauptsächlich Schafherden und macht auch keinen Rückzieher davor, einen Wolf oder im Ernstfall, einen Bären anzugreifen. Die Vierbeiner können ausserdem ohne menschliche Hilfe gut überleben und haben sich ihrer Umgebung farblich dermassen gut angepasst, dass es richtig anstrengend ist, sie in den Stoppelfeldern auszumachen.
Das heisst also, auch wenn hinter der nächsten Ecke die Gemeindeversammlung gerade abgeblasen wurde, kann es immer noch sein, dass ein Kangal ohne Vorwarnung auf der Strasse steht. Männliche Tiere werden bis zu 85 Kilogramm schwer und glaubt mir, er macht Eindruck so unerwartet mitten auf der schwarzen Teerstrasse 😱.
Die Weite über die Hochplateaus macht ebenfalls Eindruck und nach Millionenmetropolen wie Istanbul und Ankara, scheint mir diese Umgebung der Türkei, beinahe vergleichbar mit der Unendlichkeit.
Schon unendlich lange haben wir keinen anderen Camper mehr auf der Strasse gesehen, schon unendlich lange führen uns die Strassen nur schnurgerade aus und unendlich lange begleiten uns die Erdtöne von rot, braun und lehm, wie ich sie noch nie leuchten gesehen habe.
Unterwegs auf dieser Strecke wäre es eine Leichtigkeit sich mit einem Jahresvorrat an Honigmelonen, Kürbissen, Trauben und Gemüse einzudecken. Erdäpfel, Frühlingszwiebeln, Tomaten, Reis und Bulgur schaffen es in unseren Camper und als wir am nächsten Abend Reis mit Zucchetti kochen, überrascht uns der volle Geschmack des sonst so wässrigen Gartenkürbisses 🎃.
Ich bin gerührt und ich weiss nicht mal, wo ich anfangen soll, euch die Tage in Göreme zu beschreiben.
Die Einfahrt nach Kappadokien habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Jeder, oder beinahe jeder, kennt die Bilder wie aus einem scheinbar völlig unrealistischen Traum, von Kappadokien. Das Internet verkauft uns die Touristenattraktion der Türkei anhand von Bildern, einer Tuffsteinlandschaft, immer in Kombination mit Heissluftballonen in allen Farben. Und Leute was soll ich euch sagen - Es ist verdammt nochmal noch viel besser ♥️!
Die Strasse führt uns am späten Nachmittag durch Avanos, dann links, in Richtung Göreme. Ich sehe auf dem Navi, dass wir laut Wegführung in nur 20 Minuten da an unserem Ziel ankommen sollen, und frage mich, wo diese Landschaft denn bleibt. Noch etwas näher an Göreme dran dann, noch zehn Minuten auf dem Navi, beginnt sich aber das Landschaftsbild zu verändern. Als wir in der Abendsonne endlich das Zentrum von Göreme erreichen, hatte ich nicht mal Zeit zu begreifen, dass wir gerade in einer anderen Welt ankommen. Wir fahren durch die kleine Stadt hindurch, etwas den Berg hoch und finden einen Parkplatz, den wir für unsere erste Nacht in Göreme erwählen. Bald wird es dunkel und wir wollen nicht die Klippen hinab stürzten. Also geben wir uns damit zufrieden, mal einfach angekommen zu sein.
In der Türkei darf man übrigens mit dem Wohnmobil überall übernachten wo man irgendwie hinkommt und es nicht explizit verboten ist. Mit uns steht ein Camper aus Wales, ein Camper aus Deutschland (wie könnte es auch anders sein 😁) und zwei Camper mit einem französischen Kennzeichen auf dem Platz. Alle sind wir mit der Nase zur Klippe ausgerichtet, in der Hoffnung am nächsten Morgen das Spektaktel der aufsteigenden Heissluftballone nicht zu verschlafen.
Bevor wir zu Bett gehen machen wir uns noch kurz über den Sonnenaufgang schlau, stellen den Wecker, endlich wieder einmal, und gehen zu Bett.
Morgens um 5.15 Uhr, 4.14 Uhr Schweizer Zeit übrigens, brüllt mich Spotify mit dem Song meiner Wahl aus dem Schlaf. Ich kann nicht fassen, dass ich das mache ! 🤦♀️ Trotzdem trete ich mir in den Arsch, setzte Kaffee auf. Draussen ist es noch dunkel aber der Morgen kommt bald, die Dämmerung ist noch ganz am Anfang. Um 6.00 Uhr nehme ich meine dicke Winterjacke, meine Kaffeetasse und öffne die Türe in die Dunkelheit hinaus. Zwei Schritte, einen Schluck Kaffee und nur einen Augenblinzler kostet es mich, um sofort wach zu werden😱.
Ich laufe zurück und rufe Regine sie soll vorwärts machen, schnappe mir unseren Campingtisch, unsere beiden Stühle, meinen Fotoapparat und ergattere uns den besten Platz an der Klippe.
Die Stadt unter uns liegt noch in der Dämmerung, nur die gedämpfte Beleuchtung erhellt die Umgebung und mit ihr, die ersten Ballone. Überall um uns herum beginnt es langsam an zu Dampfen, man nimmt akustisch langsam die Befüllung der grossen Stoffsäcke wahr und in jedem von hier aus ersichtlichen Tal, fangen je länger je mehr, grosse runde Kugeln an zu leuchten.
Nochmals 15 Minuten später hängen einige davon endlich in der Luft und was soll ich euch sagen... :
Es ist also ob man zeitgleich die Mute- und Pausetaste auf der Fernbedienung drückt -
Es ist einfach Ruhe, Reset, eine andere Welt! Die Zeit bleibt abrupt und ohne Vorankündigung stehen. Die Tränen suchen sich bei diesem Anblick den Weg in meine Augen und es gibt Leute, die ich sofort anrufen will, um mit ihnen diesen einzigartigen, unglaublichen Moment zu teilen.
Ich fühle Liebe, Ruhe und einen Herzschlag der so präsent ist, dass ich mich erst daran gewöhnen muss. Ein Traum ☀️!
Für den nächsten Tag suchen wir uns im Rose Valley noch einen anderen Stellplatz und entscheiden uns für eine kleine Morgenwanderung, um den gestrigen Ausblick nochmals zu toppen.
Wieder werden wir nicht enttäuscht! Ein Freund von mir lässt sich sogar zu einem Videoanruf in der Frühe überreden und ich freu mich extrem, dass Ganze mit ihm teilen zu können.
Auch wurde mir da erst klar, dass viele Leute gar nicht wissen, was Göreme so speziell macht.
Die Landschaft wie sie heute um den Ort herum ist, wurde bereits vor 50 Millionen Jahren geformt. Zwei aktive Vulkane bedeckten die Umgebung von Anatolien mit einer dicken Lavaschicht. Als diese langsam erkaltete entstand über viele Jahre, der heutige Anblick. Zipfelmützen, Pilze und Kamine nennt man die aus dem Boden ragenden Berglein, in denen der Legende nach, Feen hausten.
Erst in der Bronzezeit haben Menschen angefangen, sich ihre Höhlen in die Felsenlandschaft hinein zu graben. Heute findet man in den Tuffhäusern Restaurants, Ateliers, und Hotels. Durch die Grabung der Menschen entstanden über die Jahre riesige unterirdische Städte, die sich auch in weitreichender Umgebung von Göreme noch finden lassen.
Die Region Kappadokien wurde 1985 auch zu einem Weltkulturerbe ernannt und für einmal, bin ich mit dem UNESCO Komitee total einig 😉!
Den dritten und für uns letzten Tag entscheiden wir uns, nach viel Diskussion und Preisverhandlung dazu, selbst an einer Ballonfahrt teilzunehmen. Das Ganze hat uns ein halbes Vermögen gekostet, aber wer weiss, ob wir je wieder hier sein werden. Jetzt oder nie 💸!
Aus frühester Reiseerinnerung als Teenager blieben mir bis heute, nur Side und Antalya im Gedächtnis als Andenken an die Türkei. Die Allinklusive Urlaube an den Stränden von Belek und Kumköy liegen jedoch weit zurück und niemals hätte ich da gedacht, dass die Türkei so viel mehr zu bieten hat, als die Neonlichter der Shops hinter den Hotelkomplexen, die wässrigen Drinks an der Hotelbar oder die überfüllten Ausflugsboote, die sich mit ihrer künstlichen Aufmachung Piratenschiffe schimpfen.
Wie bei der Einfahrt nach Göreme wird auch bei der Ausfahrt schnell klar, dass die Tufflandschaft nicht weit anhält. Jedoch wählen wir mit der Route über Konya die landschaftlich verführendste Strecke, für unseren Weg runter ans östliche Mittelmeer. Lange Zeit hält der Ausblick Krater und eine schöne Art karge Landschaft für uns zur Aussicht bereit. Erst ab dem Ihlara-Tal, das mit seinem leuchtenden Grün die Brauntöne durchsticht, verändert sich die Umgebung wieder merklich. Über unzählige Hügel, durch massenhaft Täler führen uns die ausgesuchten Strassen, bis mich die Gegend je länger je mehr, an kanadisches Gebiet erinnert. Der Wald tritt zurück auf die Bildfläche und mit ihm eine ganz andere Art von Fels und Gestein. Traumhaft die Landschaft der Türkei! Unglaublich!
Unterwegs an die Südküste der Türkei passieren wir unzählig viele Strassenstände, die allesamt von vielen vorhergehenden Plakaten angekündigt werden. Es kommt mir beinahe vor, als würde ich von Sissach her, Richtung Gelterkinden auf der Hauptstrasse fahren. Ein Werbeschild nach dem anderen mit einem nicht unwichtigen Unterschied: Diese hier halten ihre Wahlversprechen 😉.
Für eine der vielen Möglichkeiten zum Anhalten entscheiden wir uns dann schlussendlich und werden nicht enttäuscht. Mitten auf einem Parkplatz mit schönster Aussicht auf den Yay Gölü See, bewirtet und ein älteres Ehepaar. Wir lassen uns von ihren selbstgemachten Gözleme, dem Cay und ihren Geschichten verzaubern. Mit einer Restaurantbewertung à la Steinzeit und ohne Google Rezession, machen wir den beiden eine Heidenfreude und können uns erst nach geraumer Zeit wieder verabschieden.
Weiter in der hügeligen Landschaft lassen wir den Nachmittag langsam an uns vorüberziehen und kurz bevor der Abend einbricht, erreichen wir unseren auserwählten Campingplatz in Manavgat.
Wir checken ein für zwei Nächte und beschliessen, den nächsten Tag erstmal ruhig am Meer zu verbringen. Der Strand ist sauber und mittlerweile scheinen hier nicht mehr so viele Touristen zu sein, wie sie im Sommer hier sein mussten.
Am Abend dann finden wir einen Taxifahrer der uns für ein paar Lira bis nach Side bringt, um uns von den Erinnerungen einholen zu lassen, die soweit zurückliegen, dass sie schon bald nicht mehr wahr sind. An einem Parkplatz nahe der Altstadt entsteigen wir dem Auto und lassen die Wucht der Veränderung das erste Mal heftig auf uns einschlagen. Kein Stein steht mehr auf dem anderen so wie ich meinte es zu erinnern. Es hat sich alles modernisiert und veredelt. Während ich noch dachte, Side sei mal eher klein und überschaubar gewesen, überrollt mich der Touristenort jetzt in einem ganz neuen, extravaganten Kleid.
Nach unserem Nachtessen dann, treffen wir uns mit einem alten Bekannten. Auch noch aus der damaligen Allinklusive Urlaubszeit, sind uns einige Kontakte geblieben und Aydin lässt es sich nicht nehmen, uns beide für einen Kurztrip nach Kumköy abzuholen.
In seinem Auto fliegen wir über die Strassen und Regine und ich sind beruhigt zu wissen, dass wenigsten er weiss, wo wir sind. Schon auf dem Weg nach Kumköy wird mir anhand der vorbeirasenden Gebäude langsam bewusst, wo wir hier gelandet sind. Aydin biegt dreimal links ab, überfährt beinahe sieben Fussgänger und nach dem nächsten Vollstopp sind wir endlich angekommen. Phuuu - 😅
Er lässt uns bei seinem Optikergeschäft aussteigen und fährt auf seinen Parkplatz in der Poleposition. Wir sind mittendrin in Kumköy und was ich um mich herum sehe, erschlägt mich fast. Ein gigantischer Hotelkomplex an den anderen gereiht. Er ist nachts um 22.00 Uhr und alle Strassen sind so hell erleuchtet, hatte ich meine Sonnenbrille den ganzen Tag nicht gebraucht, jetzt müsste ich sie dringend haben. Es blinkt, flackert, leuchtet und strahlt mir aus allen Himmelsrichtungen entgegen. Bars, Shops und Hotels glänzen um die Wette und die Gunst der Touristen, ich komme mir vor wie im Vegas der Türkei.
Aydin stellt uns einen Stuhl auf dem Gehweg zu Verfügung, bittet uns Platz zu nehmen, während er uns ein Bier organisiert. Wie können schnell da anhängen, wo wir vor beinahe 17 Jahren aufgehört haben und es geht nicht lange, bis wir jeden Händler der Querstrasse kennen. Mein Türkisch erweitert sich diesen Abend um 100% Prozent und auch wenn es nur wenige Worte sind.
Wir verbringen einen lustigen Abend zusammen, mitten im Zentrum von Kumköy, reden über alte, vergangene Zeiten und irgendwo zwischen all dem Gerede und Gelächter, findet sich plötzlich eine neue Lesebrille, im Tausch gegen eine Flasche Havanna, auf meiner Nase wieder 🤓. Danke Aydin für den tollen Abend!
Die nächsten paar Tage dann, verbringen wir auf einem nigelnagelneuen Campingplatz in Mitten der Stadt Antalya. Umringt von riesigen Hotels kommen wir uns zwar etwas fehl am Platz vor, fühlen uns aber dank des netten Personals, sehr willkommen.
Hier treffen wir zwei weitere Bekanntschaften, wobei sich das Ganze etwas schwerer gestaltet, als das Treffen mit Aydin. Ibrahim und Suat können beide weder Deutsch, noch Englisch. Diese Erfahrung machen wir bereits seit wir in diesem Land unterwegs sind. Anfangs hatten wir immer nach Englischkenntnissen gefragt, wobei wir oft auf Unverständnis trafen. Einzig in den Touristenorten, konnten uns die Reiseleiter und die Verkäufer auf Englisch weiterhelfen. Nach geraumer Zeit in der Türkei aber stellten wir fest, dass Deutsch eher weniger ein Problem darstellt. Ganz gleich wo wir landeten, jeder kann immer einige Brocken Deutsch.
Wenn das allerdings gar nicht geht, so wie in Antalya mit Ibo und Suat, dann bestand unsere ganze Kommunikation aus dem bescheidenen Know-How des Google Translaters.
Die Tage in Antalya ziehen sich etwas sehr in die Länge, und ich erwische mich dabei, wie ich immer Öfters ein Unbehagen dieser Touristenorte gegenüber empfinde. Einzig unser Reifenwechseltermin hält uns für einige Tage da.
Auf der Suche nach einer geeigneten Fähre vom türkischen- zum griechischen Festland, bleiben wir leider ohne grosse Ergebnisse. Als noch der Balkankrieg herrschte gab es diverse Fähren von der Türkei nach Griechenland oder gar Italien. Dann gibt es von den bekannten Häfen wie Bodrum, Izmir, Cesme oder Fethyie, diverse Fähren auf einige griechische Inseln, aber viele ohne Zugang für ein so grosses Auto wie unseren Hoppi.
Die Möglichkeit welche uns bleibt ist schlussendlich die Route von Cesme nach Chios und von Chios anschliessend nach Athen. Auf schriftliche Anfrage hin allerdings hiess es, dass die Fähre auf die kleine Insel, bis Ende Oktober komplett ausgebucht ist. Glücklicherweise haben wir den Reifenwechsel für unseren Hoppi hier beschlossen, denn so wie es aussieht, werden wir einen kleinen Umweg von fast 2000 Kilometern fahren müssen, um in unserem vorgesehenen Reiseland für November anzukommen 😉.
Endlich erreichen wir dann den ersehnten Wochentag und ich bin froh, als wir uns mit zwei neuen Michelinreifen, auf den Weg aus der Stadt machen können.
Gott, ich hab schon beinahe etwas meine Freiheit vermisst ..
Wie soll das zu Hause nur weitergehen?!
Wir lassen die beliebten Touristenorte an der Küste zurück und begeben uns ins Landesinnere. Jedoch würde ich lügen, würde ich euch erzählen es führt uns fernab von Tourismus. Pamukkale steht wie Kappadokien, auf vielen asiatischen Reise-To-Do-Listen ganz oben. Die eben benannte Stadt liegt in der westlichen Türkei und ist für ihr mineralhaltiges Wasser und die dadurch entstandenen, weissen Terrassen bekannt.
Der kleine Ort ist überschaubar und mit unserem Hoppi versuchen wir uns den Weg zum südlichen Eingang, des Weltkulturerben zu schlagen. Beim Eingangsprotal wartet ein enormer Parkplatz auf uns, der aber mehrheitlich schon mit grossen Reisecars belegt ist. Wir halten kurz vor der Einfahrt in einer Nische an, um weitere Optionen zu checken, als wir plötzlichen einen kurzen, durchdringenden Pfiff vernehmen. Etwas weiter rechts am Hang oben steht ein älterer Mann, den sie, wie wir später lernen, auch den ‘Patron’ nennen. Er winkt uns zu und in seinem eigenen Tempo, versucht er hinkend so schnell wie möglich zu uns herunter zu laufen. Regine steigt aus dem Auto und zack, nimmt er sie schon breit grinsend an seine Hand. Er entführt sie hinter einen kleinen Bauernhof, auf welchem er uns gerne für eine Nacht einen Stellplatz anbieten würde. Der gelernte Charmeur weiss wies geht und für nur 200TL inklusive Freundlichkeit pro Nacht, hat er uns eh sofort in der Tasche 😄👌.
Wir fahren auf sein Privatgelände und die Feigen- und Grantapfelbäume danken es uns, dass wir nicht noch 30cm höher sind. Im Hinterhof quartiert er uns ein und noch bevor wir uns richtig umschauen können, greift er Regine schon wieder an der Hand. Ich glaube Mami hat es ihm angetan 🤔🥰.
Zum Fenster hinaus sehe ich, wie er sie auf seine Felder hinter sich herzieht, wo er ihr voller Stolz seine früchtetragenden Auberginen-, Tomaten-, Peperoni- und Paprikabüsche zeigt. Mit Armen voller frischem Gemüse kehren sie beide zu Hoppi zurück und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
Nach dieser herzlichen Begrüssung möchten wir nun aber doch gerne die weissen Terrassen und die sagenumwobenen Ruinen erkunden. Kaum beim überfüllten Eingangsbereich angekommen, löscht es uns aber beiden augenblicklich ab. Eine Reisegruppe reiht sich im Gänsemarsch an die andere und wir entscheiden uns schnell dafür, unsere geplante Besichtigung auf den frühen Morgen, am nächsten Tag zu verschieben.
Zurück auf dem Bauernhof wollen uns die Gastgeber nicht lange bitten, um mit ihnen an einen Tisch zu sitzen und Tee zu trinken. Ein älterer Mann der kleinen Gruppe verfügt über etwas Englischkenntnisse und obwohl wir wieder mit Händen und Füssen zugange sind, halten wir uns kommunikativ eher an ihn. Schnell lernen wir auch warum er Englisch spricht. Mit seinem Handy schon in der Hand, erzählt er uns, dass er über eine Firma verfügt, die Paragliding und Balloonfahrten anbietet. Noch bevor wir weder auf Englisch, noch Türkisch oder mit Hand & Fuss richtig zustimmen können, ist unser Schirmflug für den nächsten Morgen fix gebucht. Why not! Für 40 Euro pro Person haben wir tatsächlich schon Dümmeres gemacht.
Um 7.00 Uhr am nächsten Tag sind wir also nicht für eine 0815-Besichtigung der Kalkterrassen bereit, sondern für einen Tandemsprung bei Sonnenaufgang 🪂. Unmittelbar beim Parkplatz werden wir pünktlich aufgegabelt und mit den Piloten zusammen, auf einen Hügel in der Nähe gebracht. Der Wind hält sich in Grenzen und wir wechseln einige Male den Standort, bevor wir loslegen können. Regine startet als Erste, bevor ich mit meinem Piloten Yunus, nochmals den Standort wechseln muss, um endlich loslegen zu können.
Der Flug ist kurz aber traumhaft! Yunus erklärt mir von oben die Gegebenheiten der antiken Stadt und die kurze Sequenz über den Kalkterrassen, lässt mich zwar staunen, bringt aber auch etwas Enttäuschung mit sich.
Den Anblick der Thermalpools hatte ich mir eindrücklicher vorgestellt. Wenn wir uns Pamukkale auf Google anschauen, strahlt uns das Wasser in türkisfarbenen Blautönen vom Bildschirm entgegen. Die Realität vor Ort sieht allerdings eher weniger farbenprächtig aus. Ich weiss nicht, ob sich die Umstände so verändert haben, weil jeder Knochen da auf den Terrassen rauf und runter rummarschiert, oder ob momentan Ebbe in der Quellwasserversorgung herrscht?! – Von den mir völlig unbekannten Blautönen jedoch weit und breit keine Spur.
Und weil Regine das Gleiche gesehen hat wie ich, entscheiden wir uns dazu, uns den Eintritt von knapp 30 Euro/Person zu sparen und stattdessen einzig die Aussicht von oben, auf das Denkmal mit uns zu nehmen.
Technisch gesehen sind wir schon seit dem Verlassen von Kappadokien, auf unserem Weg nach Hause. Mit jedem Meter den wir fahren sind wir wieder etwas näher an der Schweiz und doch lassen die weiten Landschaften der Türkei uns nicht vergessen, dass wir noch lange nicht zu Hause sind.
In einem der 70'000 Reiseführer 📚 den Regine mit sich schleppt, sind für unseren nächsten Streckenabschnitt zwei scheinbar ganz unverzichtbare Sehenswürdigkeiten beschrieben. Zum Einen führt uns unser Reiseweg am zweitgrössten Canyon der Welt vorbei, wo wir auch gerne einen Stopp einlegen.
In der Türkei treffen wir des öfteren grosse Pick-Nick Areale an, die von den Einheimischen auch gerne rege genutzt werden. Die Gelände sind meist mit kleinen Überdachungen angelegt, unter denen sich jeweils ein Holztisch, mit zusätzlichem Kochofen und Bänken befindet, so dass die ganze Familie mit dabei sein kann. So auch am Aussichtspunkt zum Ulubey-Canyon. Und wo sich Menschen zusammen finden, da gibt es meist Mülleimer und wo Mülleimer sind, da sind in der Türkei auch viel freilaufende Hunde und wilde Katzen.
Unserer Erfahrung nach, wird vor allem den Katzen in der Türkei sehr gut geschaut. Etwas schwerer haben es hier schon die vielen Hunde und am besagten Pick-Nick Platz angekommen, lassen die ersten Vierbeiner auch nicht lange auf sich warten. Die Kangale, wenn ihr euch erinnert, sind wunderlich und dieses Mal sogar mit entzückendem Nachwuchs unterwegs. Die riesigen Hunde haben mein Herz schon seit Bogazkale erobert und ich werde die Faszination für die flauschigen Riesen einfach nicht los. So muss ich mir vor Ort tatsächlich eingestehen, dass mich der riesige Canyon nicht halb so arg interessiert, wie die beigen Welpen. Naja 😉 Zum Glück gibt es in unserem Hoppi nicht nur Platz für 70'000 Reiseführer, sondern auch für 70'000 Kilo Hunde- und Katzenfutter, die wir hier beinahe aufbrauchen 🐕🐈.
Nachdem wir (ich) uns endlich von den Hundebabies losreissen können, zeigt unser Reiseführer den Weg in Richtung Kula auf, wo man scheinbar ohne Probleme ganz für sich alleine stehen und übernachten kann. Die schmale Strasse führt uns ins Gebirge hinein und wir sind uns unterwegs beide nicht ganz sicher, ob das ein gutes Ende nimmt. Trotzdem ist es interessant und wieder mal was anderes als die kargen D-Strassen. Zum Glück hat unser Hoppi neue Reifen bekommen und soweit diese uns ins Geröll hinein tragen, soweit fahren wir auch. Ganz oben auf einem einsamen Hügel angekommen, entscheiden wir uns den Anker zu setzten und in dieser Nacht sehen wir so viele Sterne am völlig dunkeln Himmel, wie man sie sonst kaum wo bestaunen kann 💫🌟✨️.
Meist ist auf unserer Reise die erste Frage immer: Was hat euch bis jetzt am besten gefallen? Die Antwort darauf ergibt sich nicht einfach so. Doch Eines weiss ich dafür umso genauer – Die Türkei als Reiseland mit dem Camper, war eine der besten Entscheidungen auf unserem Weg. Nie zuvor habe ich so viel Platz, so viel Weitsicht, so viel räumliche Freiheit empfunden. Kaum ein Camper kreuzte auf den Strassen unseren Weg und wir fühlten uns nie alleine, aber in Ruhe gelassen, egal wo wir waren.
Die Strassenverhältnisse in der Türkei sind vorbildlich und in stetem Ausbau, wobei sich nach Albanien wirklich alles als gut herausstellen sollte! Die Verkehrsvorschriften sind auch hier sehr dehnbar. Ich könnte mir vorstellen, dass schon bei der persönlichen Fahrtauglichkeit getestet wird, wie das jeweilige Verhalten mit Handy am Steuer funktioniert 😅 Passt! Allgemein scheint das Mobiltelefon in der Türkei einen sehr hohen Stellenwert inne zu haben. Immer und überall, in jeder Lebenslage sind vor allem die Männer am Screen. Ganz egal ob man mir nebenbei sein Gewürz anpreist, mit seinen zwei Kleinkindern auf dem Roller unterwegs ist, oder gerade einen Drink hinter der Bar vorbereitet. Auch aufgefallen ist mir, dass Mann vor allem in Grossstädten, nie mit schlechtem Haarschnitt unterwegs ist.
Wenn man ausserdem als Camper in der Türkei auf Achse ist, braucht man sich nie um die Wasserversorgung fürchten. Es gibt an jeder zweiten Ecke Brunnen, die von umliegender Bevölkerung ebenfalls genutzt werden. Das Einzige was man dazu dabei haben sollte, ist eine Spritzkanne oder einen anderen Behälter, um das Wasser abfüllen zu können. Ausserdem empfehle ich dringen, den Vorwarnungen auf Radar- Und Polizeikontrollen auch Glauben zu schenken. Sind die Kontrollen per Achtungschild angekündigt, warten einige Kilometer weiter auch schon die Polizisten in den Haltenischen, um einen Temposünder nachdem anderen rauszuziehen. Und eigentlich war Regine ja die ganze Zeit mit dabei, soweit ich mich erinnere 😉. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, uns doch tatsächlich am letzten Tag in der Türkei, noch eine Geschwindigkeitsbusse einzufahren.
Beim Grenzübertritt werden wir freundlich darauf hingewiesen, dass noch eine Penalty vorliegt und wir müssen uns beherrschen, als uns der zahlbare Betrag genannt wird. 8TL sollen wir schulden und wir kommen nicht um den Moment herum, in dem wir uns ansehen und denken der Zöllner macht einen makaberen Witz. 0.27 Euro also kostet uns das rücksichtslose Verkehrsvergehen von Regine - Alleine schon die Gebühren auf der Kreditkarte werden das toppen 😄.
Über die Brücke von Canakkale schliessen wir also den Kreis unseres kleinen Asiaabstechers und machen uns ein bisschen wehmütig, doch wieder auf nach Europa.
Güle Güle Türkiye - Es war wunderschön bei dir, mit dir. Wir haben uns nie unsicher gefühlt, waren immer willkommen und falls da draussen in der noch grösseren, weiten Welt, uns je jemals jemand nach unseren Erfahrungen fragen sollte, werden wir dich nur wärmsten Herzens weiter empfehlen. 🇹🇷♥️
Seit einigen Tagen haben wir nun wieder griechischen Boden unter den Füssen. Doch auf der Rückfahrt der Küste entlang, bemerken wir schnell, dass sehr viele Campingplätze nicht mehr darüber nachdenken, uns nochmals für eine Nacht aufzunehmen. So entscheiden wir logisch und suchen in unseren markierten Google Maps Orten, den Platz den wir schon von vor einem Monat kennen. Open all year 🙌!
Camping Alexandros scheint einer der sehr wenigen zu sein, der das ganze Jahr seine Campinggäste empfängt und da es ja nur für eine Nacht sein soll, studieren wir nicht weiter darüber nach. Wir biegen links in die Einfahrt und im Gegensatz zu vor vier Wochen, ist der Platz ausgesprochen unbelebt. Wir fahren in einer direkten Linie zu ‘unserem’ Platz, richten uns ein und melden uns bei Maria im Restaurant an.
Schon bei der Einfahrt fällt uns allerdings ein spezieller LKW auf, der sich mit aufgemalter Werbung für Mützen- und Lampenschirmverkauf brüstet. Da kann doch was nicht stimmen denke ich, oder, und das kann euch tatsächlich immer wieder über den Weg fahren, wenn ihr ein Jahr lang unterwegs sein, es ist ein wirklich ganz komischer Mensch!
Wir stellen schnell fest – Kevin ist beides 😄. Da stimmt was nicht und er ist definitiv anders 👌.
Wenn maximal zwei, drei Fahrzeuge auf einem Campingplatz stehen, dann freundet man sich schnell mal an. Ist es doch offensichtlich, dass wir alle etwas anders sind, als die welche nur in der Saison unterwegs sind. Mit Kevin geht das ganz rasch und vor allem mühelos. Ein, zwei Worte gewechselt und schon finden wir uns zu Dritt beim Abendessen wieder. Seine Lebensgeschichte beeindruckt uns und er ist nun doch seit längerer Zeit, endlich wieder mal ein Mensch, mit dem man sich auch ohne Google Translate sehr gut unterhalten kann. Ausserdem ist er mit seinen 33 Jahren ein sehr junger Aussteiger, der es sich in den zwei letzten Jahren zur Aufgabe gemacht hat, mit seinem Hund Paco die Welt zu erkunden. Zwischenzeitlich sitzen die Zwei aber fest, da Pacos Tollwuttest etwas hinterherhinkt und um die türkische Grenze überqueren zu können, muss dieser à jour sein.
Unser erster Abend zusammen ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und kurzweilig. Interessante Menschen findet ihr auf Reisen immer wieder, - Bleibt nur die Frage, wie ihr auf sie zugeht!? Wir jedenfalls schwatzen bis in die Nacht hinein und weil Regine und ich am nächsten Morgen dadurch und von dem süssen griechischen Wein doch noch etwas müde und angeschlagen sind, entscheiden wir uns noch eine Nacht anzuhängen.
Den nächsten Tag nehmen wir also zur Erholung der vielen Fahrerei und eben den haben wir so im Nachhinein betrachtet, echt gebraucht.
Am Donnerstag geht es dann endlich weiter und auf Grund dessen, dass wir endlich eine Fähre für anfangs November, in unser kulinarisches Lieblingsnachbarland gebucht haben, wussten wir nun auch, wieviel Zeit uns zur Erkundung Griechenlands noch bleibt. Schnell haben wir eine ungefähre Route zusammengestellt und lassen Thessaloniki dieses Mal über die Autobahn hinter uns. Die erste Nacht verbringen wir am Strand, unweit der Stadt Katerini.
Für den nächsten Tag tendieren wir dazu noch etwas weiter der Küste nach zu fahren. Unweigerlich führt uns die Strasse in Richtung Larisa und wir gehen leichtsinnig davon aus, dass nach all den schlimmen Naturkatastrophen, die Griechenland dieses Jahr hinnehmen musste, wir mittlerweile sicher unterwegs sein müssen.
Sobald wir aber in die Provinz Larisa kommen, holt uns beim Anblick der Umgebung, sofort eine bedrückte Stimmung ein. Tiefe Wunden hat die Katastrophenflut im August dieses Jahres, in die Landschaft gerissen und je näher wir dem Ort Volos kommen, umso gnadenloser wird der Anblick.
Irgendwo haben wir gelesen, dass es in Volos eine Versorgungsstelle für Wohnmobile geben soll. Die Strassen in dem typischen Küstenort, sind noch immer von Schlamm und Verwüstung geprägt. Nachdem wir die Versorgungsstelle gefunden und benutz haben, machen wir uns weiter der Küste nach, zu einem scheinbar vorzüglichen Stellplatz, den Kevin uns noch empfohlen hat. Erst viel zu spät dämmert uns, dass er wohl hier war, bevor die Unwetter in Griechenland überhandnahmen. An dem Stellplatz angekommen, sind wir weit und breit die einzigen Menschen. Der Platz sieht eher aus wie ein Ort des Massakers und statt dem sauberen, ruhigen Pagasitischen Golf, liegt nun ein riesiger Berg Schwemmholz und Müll vor unserer Campertüre.
Uns gefällt es hier nicht sonderlich und Regine fühlt sich nicht vollends wohl beim Gedanken daran, dass es eventuell regnen könnte diese Nacht. Was wir uns aber ebenfalls schnell eingestehen müssen ist, dass wir nun mal schlicht so blind waren und jetzt damit leben und uns dem stellen müssen. Das gehört dazu.
Die Einwohner Griechenlands müssen hier an der Küste unfassbar Schlimmes miterlebt haben. Die Geisterhäuser hinter uns sind verlassen, leer und heruntergekommen. Der Unrat, die Kinderspielsachen, die Bücher und Möbel die es bis auf die Strassen hinausgetragen hat, zeugen von leidigen und unerträglichen Tagen und trotzdem gibt hier niemand auf. Alle sind mit Aufräumarbeiten und Weitermachen beschäftigt. Ich fühle mich hin und her gerissen zwischen Mitleid und Hochachtung 😌 !
Die Nacht an unserem besagten Stellplatz war kurz. Regine fällt es schwer in dem Bewusstsein zu schlafen, dass weitere Regenfälle im Dunkeln wieder Schlimmes anrichten könnten. Da wir beide erwarten, dass es weiter der Südküste nach nicht besser werden wird mit den Verwüstungen, entscheiden wir uns dafür, unsere Weiterreise ins Landesinnere zu lenken. Wir lesen in einem unserer Reiseführer etwas Spannendes über heisse Quellen in Lamia und fahren los, in Richtung Gebirge ⛰️.
Die Nacht bei den Quellen von Lamia erdet uns wieder. Als wir bei besagtem Naturwunder ankommen, gibt es unendlich viel Platz, unseren Hoppi so zu parken, wie es uns gerade passt. Obwohl Sonntag ist und auch einige Einheimische zum Baden hier sind, ist reichlich Raum für Autos und Camper. Schnell wird uns klar, dass wir ohne Mückenschutz keinen Fuss vor den Camper setzten können, ohne nicht bei lebendigem Leibe verspiesen zu werden. Das mineralhaltige Wasser der heissen Quellen müffelt penetrant nach Schwefel und das scheint die stechenden Mückenviehcher 🦟 halb wahnsinnig werden zu lassen.
Erst am späten Nachmittag, als beinahe alle anderen Besucher weg sind, trauen auch wir uns mit dem ersten Zeh in das warme Nass. Aus der Schweiz sind wir uns frisches und mehrheitlich eiskaltes Quellwasser gewohnt und ich muss zugeben, ich liebe das! Es fühlt sich so rein und richtig an! Während mir das warme Wasser aus dem Boden so gar nicht geheuer ist 😅. Ich ringe mit mir, während eine Griechin nebenan steht und mir belustigt zu lächelt: ‘’Stell dir einfach vor du bist in einem gratis Spa’’, versucht sie mir gut zu zureden. Ich fasse mir ans Herz, atme einmal tief ein und traue mich nun endlich. Aber nicht lange. Obwohl es interessant und spannend ist, fühle ich mich nicht ganz so wohl dabei, wie ich es gerne in einem Spa täte 😉. Schnell bin ich wieder draussen und … sofort bemerke ich, wie ich ununterbrochen überall gestochen, gebissen und gepikst werde.
Eine wirklich schöne Gegend und erlebenswert, ich rate euch beim Besuch der heissen Quellen allerdings aus eigener Erfahrung nun, kommt hier nicht her ohne jegliche Arten von Moskitoschutz!
Die Autobahn ist uns in Griechenland nun doch verleidet und kostet nebenbei noch ein halbes Vermögen. Uns fallen fast die Augen aus dem Kopf, wenn wir jeweils bei den Zahlstellen unsere Quittungen entgegennehmen. Daher entscheiden wir uns, die nächsten Etappen, wenn möglich, über die gut ausgebauten Landstrassen zu fahren.
Die Strecke über zum Parnass und seinem umliegenden Gebirge, bringt uns über die Heimat der Musen. Und es gäbe keinen besseren Tag für die Route über den Berg Apollons. Die Sonne strahlt uns vom Himmel entgegen und das griechische Blau passt perfekt zu dem saftigen Grün der Hügel, die über und über voll sind, mit Olivenhainen. Kaum zwei Kurven nacheinander können wir vorwärtsfahren, ohne nicht wieder in der nächsten Nische den noch besseren Aussichtspunkt zu finden. Wir halten alle fünf Meter an und die Hobbyfotografin in Regine, macht mich fast wahnsinnig! Himmel … 😅🙌
Als wir endlich die Hügel hinunterfahren braucht es uns nicht lange, bis wir ein scheinbar verschlafenes Nest am Golf von Korinth finden, in dem wir getrost auf einem Parkplatz übernachten können.
Die griechischen Urlaubsorte kommen mir vor wie ein zurückgelassenes Überbleibsel, des touristischen Sommersturms. Waren sie für die Sommersaison gut und recht, haben sich mittlerweile definitiv alle sonnenhungrigen Touristen verabschiedet wie die Sintflut, und sind wieder nach Hause in ihre nordisch, grauen Wolkenstädte gezogen.
Übrig bleiben die Einheimischen und eine trostlose Ruhe. Die staubigen und leeren Strassen, die ausgelaugten Saisoniers und deren wohlverdiente Freizeit.
Eine oder zwei Tavernen haben in der malerischen Meeresgemeinde noch geöffnet und für den Abend lassen es wir uns, mit Souvlaki und griechischem Wein gutgehen.
Unser Ziel ist für bald Igoumenitsa. Um dahin zu kommen wollen wir aber bei Weitem nicht die schnellste Route, sondern entscheiden uns dazu, ein Stück der Insel Lefkada mit uns zu nehmen. Das Eiland ist überschaubar und über einen Damm sehr gut erschlossen ans Festland. In der gleichnamigen ‘Hauptstadt’ von Lefkada angekommen, wartet erstmal die Arbeit auf uns. Der Wäscheberg hat sich in den letzten Tagen aufgetürmt und soviel ich weiss, wird er auch selten von selbst wieder kleiner. Also, Wäschesalon. Auch haben die letzten Tage Freistehen, an den Energiereserven von unserm Hoppi gezerrt. Ein Campingplatz mit Stromanschluss ist gefragt, zumindest für eine Nacht. Dieses Unterfangen ist Ende Oktober aber schon nicht mehr so einfach. Viele Campingplätze haben ihre Tore bereits verschlossen und es bleibt uns genau noch eine Möglichkeit auf der Insel, die Strom, Dusche und Übernachtung zugleich bietet. Der Campingplatz Episkopos wäre sonst nicht direkt meine erste Wahl für Übernachtungen. Der Platz wie auch sein Besitzer sind einigermassen in die Jahre gekommen, aber Hautpsache die Steckdose funktioniert und auch die Warmwasserdusche kommt mir gelegen, so nach bald einer Woche wiedermal 😉.
Obwohl die Insel relativ simpel und zivilisationskarg ist, ist es nicht unsere Absicht, sie innert eines Tages zu umrunden, geschweige denn zu entdecken. Was wir eigentlich wollen, bevor wir unsere Fähre in Igoumenitsa besteigen, ist nochmals so einen typischen, schönen, griechischen Strand, wie wir ihn alle aus dem Bilderbuch kennen. Auf Google Earth machen wir diese Art von Stränden eher an der westlichen Seite der Insel aus und weil weder Google Earth, noch Google Maps uns die Höhen und Tiefen unserer Route, sondern nur die Kilometer und die dafür benötigte Zeit aufzeigen, machen wir uns einfach blindlinks auf, um auf eben diese zu gelangen.
In einem kleinen Supermarkt vor dem bekannten Ort Vasiliki, kaufen wir nochmals unsere benötigten Sachen ein. Wir haben uns darauf eingestellt auf der Insel wieder ohne Campingplätze klarkommen zu müssen und wollen darauf vorbereitet sein. Kurz nach Vasiliki biegt die sogenannte Hauptstrasse der Insel scharf rechts ab und würde uns wieder zurück in den Ort Lefkada führen. Wir hingegen entscheiden uns für die schmale Küstenstrasse, von der Google Maps uns verspricht, sie werde uns zu einer einmaligen Aussicht führen. Ich sitze auf der Beifahrerseite und bin dankbar dafür, als die steile Strasse immer schmäler und enger wird. Links am Steuer, wo Regine sich vor lauter Staunen, kaum auf dem Sitz halten kann, geht es immer tiefer die Klippe hinunter. Und je weiter uns der steile Weg nach oben führt, umso mulmiger wird es mir. Die Aussicht auf das Ionische Meer ist atemberaubend und wenn ich meine Angst vor ungeahnten Höhen etwas zur Seite schiebe, dann kann auch ich mich zwischenzeitlich kaum satt sehen 😱. Trotzdem bin ich erleichtert und der Knoten in meinem Magen lässt sich langsam lösen, als wir nach sechs scheinbar unendlichen Kilometern des Bergsteigens, endlich den obersten Punkt erreichen.
Noch ein bisschen weiter und wir erreichen unseren auserwählten Stellplatz. Jetzt auf der westlichen Seite der Insel sind die Steilklippen immer noch verdammt hoch und ich muss mir auf die Zähne beissen um aus dem Auto zu steigen – Habe ich so noch nicht erlebt! Regine steht mit ihrem Fotoapparat schon am vordersten Punkt des Abgrundes und ich erschrecke, als sie einen kleinen Aufschrei von sich gibt. Der kurze Quieker ist allerdings kein Anflug von Panik, sondern des Entzückens. Jetzt nimmt es mich doch auch wunder, was da vorne denn ist, ohne dass man nicht weiterleben kann 🤔 – Das will ich auch sehen und so mache ich mich langsam auf den Weg zu ihr, immer schön vorsichtig.
Und dann trifft es auch mich wie ein Schlag! Noch nie auf unserer ganzen Reise habe ich einen auch nur annähernd so schönen Strand gesehen, wie er uns hier, tief, ganz tief unten!, zu Füssen liegt 😍. Die Farben des Wassers sind die Karibik nicht wert und der elfenbeinweisse Stein der Klippen, lässt die diversen Blau-, Türkis, und Grünfarben im Sonnenlicht strahlen, wie es nur Mutter Erde malen kann.
Ein wahrgewordener Strandtraum 🌴!
Mit der Aussicht auf den momentan schönsten Strand der Welt, entscheiden wir uns gegen den auserwählten Stellplatz und fahren nochmals einige Minuten, um unserem jetzt gesetzten Ziel etwas näher zu kommen.
Wie bereits erwähnt sind die meisten Restaurants in dieser Jahreszeit schon geschlossen, somit lässt sich leicht ein Parkplatz finden. Wir parken Hoppi bei der Taverne Avra Greek, reissen unsere Fahrräder aus der Garage und machen uns augenblicklich auf in Richtung Traumstrand.
Mit den Rädern geht es steil eine nur mit dem PW befahrbare Strasse hinunter, die uns bereits einige Höhenmeter nimmt. Circa 1.2 Kilometer vor unserem Ziel ragt ein grosses, verrostetes Tor über die Strasse, welches nur eine schmale Öffnung für Fussgänger und 😉 für uns Fahrradfahrer bereithält. Wir quetschen die Räder durch den engen Durchgang und fahren soweit, bis es wirklich nicht mehr geht. Aber geil! – hier hat sich echt jemand etwas überlegt! Es führt eine lange, in den Fels befestigte Treppe, hinunter bis zum weissen Strand. Die Mühe muss es wert sein, da gibt es nichts zu überdenken!
Lefkada ja! – Mit dem Wohnmobil?, eher weniger!
Unsere Tage auf der grünen, hügeligen Insel waren schnell gezählt. Am Tag nach der scheinbar endlosen Treppe zum Traumstrand, wollten wir eigentlich weiter zum nächsten unvergesslichen Erlebnis. Mit jedem Meter den wir uns aber weiter auf der Insel fortbewegten, kamen wir uns je länger, je mehr, sprichwörtlich vor, wie der berühmte Elefant im Porzellanladen 🐘. Auf der Insel Lefkada gibt es tatsächlich nur eine ‘Hauptstrasse’, welche einem rundherum führt. Doch auch diese ist mit unserem Hoppi eher mühsam zu meistern. Für einmal und wirklich nur dieses eine Mal, bin ich neidisch auf die Fiat 500 Leihautos, die uns hier um das Eiland entgegen kommen. Und doch hält es sich mit den Touristen zu dieser Jahreszeit in Grenzen. Ich will gar nicht wissen wie es im ist Sommer, wenn all die Citroen C1 und die Renault Twingo ebenfalls noch die Insel stürmen. Ganz geschweige von all den Rollern, den Motorrädern und vielleicht, anderen Camper. Da gibt es selbst auf der Hauptstrasse kein aneinander vorbeikommen mehr 🤯.
Nach zwei Nächten also ist für uns das Abenteuer Insel schon wieder Geschichte und wir suchen uns einen hübschen Stellplatz in dem Ort Preveza. Der Parkplatz ist offen, wir fühlen uns nicht mehr so eingeengt und auch die Strassen lassen ein gewisses Freies Atmen zu. Nach dem Unterwassertunnel von Lefkada her sind wir schnell in Preveza und bald schon erkunden wir den kleinen Touristenort.
Das Auge bekommt nicht genug von grossen, weissen Yachten und es ist auffallend, dass die Urlaubssaison hier noch nicht vorbei ist. Dem danken wir aber auch, dass wir im Ort supergute Duschen, einen Wäscheservice und einen Velomech, für unseren nächsten platten Reifen finden. Alles konnte an einem Tag erledigt werden und wir sind okay damit, speziell als wir erfahren, dass der nächste Tag, der 28. Oktober, der Nationalfeiertag der Griechen ist.
Back Flash: In unserem Autocockpit hängt ein Ballon aus Holz aus Kappadokien. Er ist seit Göreme unser Maskottchen und immer, wenn wir über Dinge sprechen, die hoffentlich nicht passieren werden, fassen wir unseren Heissluftballon an, mit dem Spruch: Holz alangä 🙌!
Für einmal sprechen wir auf dem Nachhauseweg vom Velomech blöderweise über Dinge, von welchen wir bis heute glücklicherweise verschont blieben und darüber, dass wir froh sein können, dass es uns bis heute so umfallfrei gutgeht! Ohne Holz anzufassen allerdings 😌.
Am nächsten Morgen stehe ich voller Enthusiasmus auf, beginne den Tag wie immer mit Kaffeekochen und will mich mit einer Tasse voller Lebensgeister, schon auf den Weg zum Strand machen, da dringt aus der Küche ein durchdringender Schrei an meine Ohren. Obwohl ich meine dröhnenden Kopfhörer im Ohr trage, weiss ich augenblicklich, dass da was nicht stimmt und drehe mich zum Camper um. Ich sehe Regine gekrümmt in der Küche stehen, der Kaffee ist überall, nur nicht da wo er sein sollte, nämlich im Kocher 😱. Sofort stelle ich alles bei Seite und versuche im Affekt richtig zu handeln. Ich schnappe mir zwei Blätter Küchenpapier, ein Pack Eis aus dem Gefrierschrank und sehe erst in diesem Moment, dass sich die Haut an der verbrühten Stelle bereits abgelöst hat. Erst jetzt begreife ich, wie schlimm es wirklich ist 😔. Ich versuche sie zu beruhigen und weiss eigentlich selbst gar nicht, was das Richtige ist. Ich rufe Marina an, die verständlicherweise immer noch im Bett liegt und hoffe, dass sie mit ihrer Krankenhauserfahrung und dem etwas rationaleren Denken, uns vielleicht helfen kann. Sie ist schnell hellwach und wir probieren aus der Hoppi eigenen Apotheke, das Bestmögliche zu finden. Leider gibt diese für den Fall einer Verbrühung nicht das Geringste her – Damit hat irgendwie keiner gerechnet.
Bald eine Stunde und einer ewigen Unentschlossenheit später, entscheiden wir uns dazu, das örtliche Spital aufzusuchen. Mit dem Camper fahre ich so nahe wie irgend möglich an die Notaufnahme heran, sodass wir nur noch einige wenige Meter zu Fuss zurücklegen müssen.
Die Schwestern am Empfang sind sofort bereit unser Anliegen entgegen zu nehmen und im Gegensatz zu einer Schweizer Notaufnahme, wird sie sehr schnell behandelt 🏥.
Die Arzthelferinnen und der diensthabende Doktor sind überaus freundlich, sprechen glücklicherweise Englisch und bevor ich überhaupt alles erklären kann, stehen auch schon alle um ihr Krankenbett herum. Zeit für mich, mich zu verabschieden. Tut mir Leid, aber da kann ich nicht zusehen. J Allerdings weiss ich spätestens jetzt aber auch, sie ist in guten Händen. Bald darauf können wir das Hospital mit einem Rezept und einer ersten Medikation wieder verlassen und machen uns auf die Suche nach einer, an einem Feiertag geöffneten Apotheke 😌. Herrjee...
Seit einigen Stunden nun schon, stehen wir am Hafen von Igoumenitsa und warten auf unsere Überfahrt. Bereits morgens sind wir auf den grossen Hafenparkplatz gefahren, wo wir unseren Hoppi in Sicherheit stehen lassen konnten. Den Tag nahmen wir uns für die Besichtigung der Stadt und Regine hat hier noch ganz etwas Besonderes vor. Sie will sich endlich wieder einmal tätowieren lassen. Meine Unterstützung für dieses Projekt liegt auf der Hand! 😉
Wir treffen uns also um 11 Uhr, im Olde Lane Shop mit dem jungen Künstler Nick. Er ist uns sofort sympathisch, was einem schon sehr viel Sicherheit verspricht. Bald eine Stunde verbringt Nick damit, Regines Gedanken aufs Papier zu bringen, während er uns zeitgleich mit interessanten Erfahrungen, als Tätowierer in einer Touristenstadt, teilhaben lässt. Er erzählt uns eine Geschichte an der anderen und ich komme nicht drumrum, dass mir ab und an sogar der Mund offen stehen bleibt 😅😄. Allerdings glaube ich nach seiner Geschichtsstunde zu ahnen, dass er kein schlechtes Leben in Griechenland führt.
Die kleine Zeichnung schafft es schneller auf Regines Unterarm, als aufs Papier und nach gut zwei Stunden, sind wir auch schon wieder entlassen. Wir verabschieden und von dem Tattooshop und stolz wie Oscar, sucht Regine sich den Weg in die nächste Apotheke. Heute mal nur, um die Wundsalbe für ihr neustes Meisterwerk zu besorgen.
Die mühsame Bekanntschaft mit dem griechischen Gesundheitssystem in den letzten Tagen war nicht sehr wohltuend. Nachdem wir in Preveza das Hospital verlassen hatten und uns in der Apotheke erst mal mit Verbandszeug und Antibiotika eindeckten, sah die Wunde aber die nächsten Tage nicht sehr toll aus. Zum Glück gab es über Regines Krankenkasse die Möglichkeit, telefonisch einen Arzt in der Schweiz zu kontaktieren.
Dieser hat uns immer wieder wertvolle Tipps dagelassen und ihr unteranderem auch, einen weiteren Besuch im nächsten Krankenhaus verordnet. Das Spital in Igoumenitsa allerdings kann man gut grün bemalen und den Hasen zum Frass vorwerfen 🥕🐇. Die Götter in Weiss lassen sich ungerne aus ihrem bequemen Alltag reissen und leider lassen auch die Englischkenntnisse sehr zu wünschen übrig. So kommt es wie es kommen muss und wir stehen abends wieder im Camper, wo wir, beide ohne jegliche medizinische Ausbildung, nicht sicher sind, ob die Brandwunde so aussehen sollte, wie sie es tut.
Ausserdem ist mir der Kaffeekocher mittlerweile so suspekt, dass ich ab und an auf meinen morgendlichen Wachmacher verzichte und wir beschliessen, diesen bösen Übertäter sobald als möglich, hochkant aus Hoppi zu verbannen. RAUS MIT DIR!!☕️
Aktuell ist es nun 23.00 Uhr nachts und nachdem wir mehrmals von der Grimaldi Lines wegen Verspätung vertröstet worden sind, ist nun klar, dass die Fähre erst mit drei Stunden Verspätung, um 4.00 Uhr, statt um 1.00 Uhr ablegen soll.
Wir stehen ganz vorne in der Reihe und als unser Schiff in der Dunkelheit endlich auftaucht, sind wir beide immer noch hellwach. Das ganze Ent - und Beladen des Kans, gestaltet sich in einer ungeahnten Schnelligkeit, wie ich sie den Italienern eigentlich nicht grad zugetraut hätte. Während einige LKWs noch den Bauch des Riesen verlassen, fahren andere bereits Rückwärts hinein.
Bald schon sind auch wir an der Reihe und morgens um 2.00 Uhr rückwärts auf die Fähre zu fahren, gestaltet sich einfacher als ich dachte. Die Überfahrt nach Brindisi verläuft ruhig und unspektakulär. Unsere Schiffskabine ist kalt und schmuddelig, die Dusche aber warm und die Betten horizontal, mehr brauchten wir nicht, um endlich in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
Und somit verabschieden wir uns von einem weiteren spektakulären Monat, der Weltentdeckung.
Antío Ellada 🇬🇷!